leserbriefe :
Know-how abschöpfen
■ Betr.: „Ein Förderer will Gutes tun“, taz Bremen v. 26. 8. 11
Am meisten wundere ich mich über das generöse Stiftungsehepaar Fuchs. Es will der Universität Geld schenken – unter gewissen Voraussetzungen, versteht sich – und die finanziell notleidende Uni streitet seit Monaten darüber, ob sie das überhaupt haben will. Ein Ende des Streits ist nicht abzusehen. Warum beendet die Familie nicht selber die leidige Debatte, indem sie das Angebot der Stiftungsprofessur zurückzieht?
Wirtschaftsunternehmen sind bekanntlich keine Wohltätigkeitsvereine. Oder haben die Kritiker doch recht, dass es sich gar nicht um selbstloses Mäzenatentum, sondern um ein pfiffiges Schnäppchen handelt? Mittels Investition eines Bruchteils der Unternehmenseinkünfte kann jahrzehntelang ungleich teureres universitäres Know-how abgeschöpft und in der gewünschten Richtung gesteuert werden. Das ist zigfach billiger, als eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu unterhalten.
Wenn OHB ein ehrliches Unternehmen wäre, würde es sofort einen Schlussstrich ziehen. Wenn die Uni-Leitung ehrlich wäre, würde sie sich über den Ausstieg freuen. Sie würde die Beschlüsse ihrer Vorgänger zur Friedensbindung respektieren, die genauso berechtigt und begründet sind wie zum Zeitpunkt der Beschlussfassung vor 25 Jahren. Und sie könnte bei der bevorstehenden Jubiläumsfeier zusammen mit dem Asta und allen Studierenden und Lehrenden auf die erfolgreich verteidigte Autonomie anstoßen. Und wenn dann noch die Landesregierung kräftig in den Staatssäckel greift, um die derzeit mangelhafte Grundfinanzierung aufzubessern, könnte die freie Wissenschaft aufatmen.
Dr.-Ing. DIETRICH SCHULZE, Initiative gegen Militärforschung an Universitäten, Karlsruhe