lesen und lesen lassen: Das Literaturfestivaltagebuch (3): Besuch aus Vietnam
Viele Computer, viel Unordnung
Auf die Sekunde pünktlich ist Tran Dang Khoa da mit Dolmetscher, der versucht mir zu erklären, wöchentlich werde seine Prosa in Vietnam nachgedruckt, er schreibe auch, was mit „Essays“ nur ungenügend beschrieben sei, eher Aphorismen oder Wahrheiten. 7.000 Dollar bekommt er bei Druck, dann bei jeder Neuauflage wieder, nicht erst nach Verkauf. Gegenwärtig, lässt er mich wissen, werde wöchentlich nachgedruckt.
Er werde oft auf der Straße um Autogramme gebeten, sogar hier durch die vielen Vertragsarbeiter, vor wenigen Tagen waren sie in einer vietnamesischen Bar, die waren erst baff, dass ein Deutscher vietnamesisch spricht, dann: „Tran Dang Khoa!“ Schon mit acht Jahren hat er das erste Buch veröffentlicht, deshalb gilt er jetzt mit 45 schon als alter Autor, Gedichte und Bilder aus Vietnam beim Verlag Volk und Welt auch auf Deutsch erschienen.
In Vietnam, erfahre ich, hätten sie mehr Computer als hier, selbst die Bauern hätten welche und Handys, er selber hat auch einen Laptop sowie einen Schreibtischrechner.
Wie er da auf dem Gründerzeitsofa sitzt und sich beim Umsehen doch denken muss: von allem viel. Bücher, Regale, CDs, Technik, Elektronik, Schubfachschränke, Unordnung. Bei einem russischen Schriftsteller ist er mal gewesen, sagt er, bei dem sah’s genauso aus wie bei mir, nur war dessen Gesicht zerfurchter und er hatte einen Bart.
FALKO HENNIG
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