leichsenring-ehrung: Auf die Feinde kommt es an
„In einer solchen Situation gehört der Kommandant auf die Brücke“ – so was sagt nur ein fanatischer Militarist. Oder ein ehemaliger Generalleutnant der Bundeswehr wie Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU). Der Kommandant war in diesem Fall die Polizeipräsidentin in Eberswalde: Uta Leichsenring. Sie wurde von Schönbohm aus dem Urlaub zurückzitiert, um Anfang März nach der verschwundenen 12-jährigen Ulrike B. zu suchen.
Kommentar von DIRK HEMPEL
Ein offensichtlicher und medienwirksamer Mobbingversuch des Ministers. Schon letztes Jahr hatte Leichsenring eine Abmahnung wegen Verletzung der „vertrauensvollen und loyalen Zusammenarbeit“ kassiert. Wer Befehle kritisiert, kann einem General nur zuwider sein. Und wer rassistische Gewalt auf der Straße oder in den Reihen der Polizei problematisiert, hat von Rechten keine Zustimmung zu erwarten. Zwei Gründe, die erklären, warum Leichsenring sich nicht nur bei Neonazis unbeliebt macht, sondern auch nicht gerade Schönbohms liebste Beamtin ist.
Um so größer die Genugtuung, dass andere ihr Engagement gegen rechts loben. „Das unerschrockene Wort“ ist zwar nur eine symbolische Auszeichnung – nach der Theodor-Heuss-Medaille und dem Titel „Frau des Jahres 2000“ aber immerhin schon die dritte für Leichsenring.
Wer nicht so prominent ist wie die Polizeipräsidentin, hat freilich keine Chance auf so einen Preis – unabhängig vom tatsächlichen Engagement. Aber es gibt noch viel bessere Bestätigungen: Fühlen sich gewisse Leute gestört – so wie Schönbohm oder Neonazis wie im Fall Leichsenring –, ist das doch der beste Beleg dafür, dass man das Richtige tut.
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