landowskys zukunft: Ein Rücktritt, der keiner ist
Das hat sich die CDU selbst eingebrockt. Statt den Rücktritt ihres Fraktionschefs Klaus Landowsky als Befreiungsschlag zu inszenieren, führt die Partei ein Affentheater um Termine und künftige Funktionen auf – und bietet damit neue Angriffsflächen. Kaum hat der Landesvorsitzende Eberhard Diepgen offiziell bestätigt, dass er Landowsky zum Parteivize machen will, zweifelt die SPD lauthals am Erneuerungwillen der Union – und hält damit die Koalitionskrise über die Demission hinaus am Köcheln.
Kommentar von RALPH BOLLMANN
Egal, ob mit Amt oder ohne: Dass Landowsky in der CDU – und damit auch in der Koalition – weiter mitregieren will, ist unverkennbar. Unionspolitiker hüllen diese Tatsache gerne in die beschönigende Formulierung, man könne auf den Rat eines so erfahrenen Politikers nicht verzichten. Die Frage ist allerdings, wie sich Diepgen unter diesen Umständen von seinem Weggefährten und dessen Skandalen emanzipieren will. Ganz zu schweigen vom künftigen Fraktionsvorsitzenden Frank Steffel: Er muss ohnehin erst noch beweisen, dass er mehr ist als nur ein Statthalter seines Vorgängers.
Als Fraktionsvorsitzender hatte Landowsky bislang ein Amt, das seinen wahren Einfluss, wenn nicht ganz, so doch wenigstens zum Teil widerspiegelte. Künftig wird er, wie es aussieht, seinem Ruf als „graue Eminenz“ mehr denn je gerecht werden. Der Berliner CDU droht mit ihrem Übervater ein Debakel, wie es die Bundespartei einst mit Helmut Kohl erlebte. Ähnlich wie Kohl ist Landowsky nicht der Mann, der sich für verzichtbar hielte. Wollte die Partei ihm den Stuhl vor die Tür stellen, dann würde das zu einem ähnlichen Beben führen wie einst Angela Merkels Abschied von Kohl. Ohne einen solchen Bruch wird sich die CDU aber nicht aus Landowskys Schatten befreien können.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen