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kurzfilmfestival

Vor kurzem sahen wir, wie sich mediokre Kicker deutscher Staatsangehörigkeit ins Achtelfinale duselten. Um ins Festivalfinale zu gelangen, brauchen deutsche Filmer nicht mal Glück. Konkurrenzlose Leinwandbespielung im Made-in-Germany-Programm. Zu gefallen weiß bei MiG 1 (Do, 17.30 Uhr, Zeise) Entinen Mies, eine himmlische Butterfahrt in Pastell. Anmutig tanzen da ältere Herrschaften zur Musik der finnischen Combo Aavikko. Auch süß ist Du und ich, wir könnten einander gehören (MiG 2, Do, 20 Uhr, Zeise), für den schon der Vorspann einnehmen kann. Ein kleines Herz statt Tennisball auf der guten, alten Telespiel-Oberfläche.

Dass Vorbeischlagen eben auch daneben geht, beweist hier Wahlverwandtschaften. Die Warteschlange vor einer Theaterkasse wird nach völkischen Gesichtspunkten neu sortiert. Da ist sogleich das Bild „Selektion“ aufgerufen, doch der Brocken ist zu groß. Wahlverwandtschaften schlingert hilflos zwischen harmlosem Engagement und bemühtem Humor.

Wie bissig dagegen Satiren zu sein vermögen, zeigt die Stacheltierparade 2 (Do, 20 Uhr, Metropolis). Allein die Szene, in der Manne Krug hinterm Steuer „Ich bin ein Mann mit Rädern dran“ schmettert, ist so was von köstlich und den Besuch allemal wert. Hochklassig ist auch wieder der Internationale Wettbewerb. Best Man von Becky Brazil hat seine sozialrealistische Lektion so sicher auf der Pfanne, wie in ihr Baked Beans & Sausages brutzeln.

Richard Reeves 1 : 1 zeigt, dass filmisches Farb- und Formenspiel auch ohne Aufnahmeapparatur auskommt. Zeitungsmeldungen aus den Vermischtes-Spalten hat Carol Morleys Everyday Something nachgestellt: ein feines Mosaik kleiner Episoden zum Thema Krisenphänomene von Männlichkeit im Alltag. Die Texte spricht Radio-DJ John Peel (IW 7, Do, 20 Uhr Zeise).

TIM GALLWITZ

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