kommentar: Enttäuschte Fans
Der britische Premier Tony Blair scheidet aus dem Amt. Warum lädt er nicht, wie zu Beginn seiner Ära vor 10 Jahren, die Crème des britischen Rock ein? Aus gutem, gutem Grund.
Warum schmeißt er keine Party? Wenn aus der alten Empire-Hymne „Rule Britannia, rule the waves“ inzwischen ein heiteres „Cool Britannia, rule the airwaves“ wurde, dann sind dafür nicht zuletzt Tony Blair und seine Spießgesellen aus der Musikindustrie verantwortlich. Dies Bündnis ist längst aufgekündigt, zu einer Abschiedsfeier würden diesmal in der Downing Street 10 ganz andere Klänge zu hören sein.
Die US-Sängerin Gwen Stefani müsste Blair mit „The Sweet Escape“ einheizen, bevor die deutsche Hühnertruppe Monrose ran dürfte: „Even heaven cries“. Falls der scheidende Premier zu nah am Wasser gebaut haben sollte, müsste prompt Mika die Bühne stürmen: „Relax, take it easy“. Dass Blair als „einfacher Abgeordneter“ im Parlament hocken bleiben will, wäre mit dem Klassiker „Back for good“ von Take That angemessen gewürdigt. Die Arctic Monkeys („You used to get it in your fishnets / Now you only get it in your night dress“) würden wegen ihres allzu deutlichen Albumtitels „Favourite Worst Nightmare“ ausgeladen. Dafür dürften die erzpolitischen Manic Street Preachers ihre Hommage an Richard Nixon umdichten („People forget China and your war on cancer / Yeah, they all betrayed you, you and your country to“), bevor als Höhepunkt des Abends die Kaiser Chiefs ihre größten Hits vom Stapel ließen: „Oh my God“, „Everyday I love you less and less“ sowie, mit Blick auf Blairs Nachfolger Gordon Brown: „Everything is average nowadays“. Darum schmeißt er keine Party. FRA
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