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kommentarVon der Katastrophe in Grimma zur Umweltkonferenz in Johannesburg

Die Städte an Elbe, Moldau und Mulde fallen wie die Dominosteine. Die Flutwelle bringt damit den ganzen Bundestagswahlkampf durcheinander. Ob die immer neuen Katastrophenmeldungen dem Kanzler wirklich den Kriegsbonus bringen, den er zum Wahlsieg braucht – das zeigt wohl erst der 22. September, wenn die Urnen geleert sind. Ein Thema hat auf jeden Fall durch das Leid der Flutopfer schon gewonnen, und das ist der Umgang der deutschen Öffentlichkeit mit dem Weltgipfel für Nachhaltigkeit in Johannesburg .

 Die dort ab Ende nächster Woche verhandelten Umweltthemen wurden von den deutschen Politikern wie auch vom König Wähler in letzter Zeit stiefmütterlich behandelt. Zu weit weg schienen sie von den täglichen Problemen. Da werden sich die Gipfeldelegierten mit Bürgerbeteiligung, Trinkwasser oder Gesundheit befassen – teilweise bezogen auf Entwicklungsländer, ein hierzulande noch unbeliebteres Thema – oder über neue Energieversorgung, Artenvielfalt und Landwirtschaft reden. In Deutschland hingegen ist die Arbeitslosigkeit das dominante Thema. Aber nun ist deutlich geworden, dass es bei uns nicht nur um Arbeit und Geld und die heutige Generation allein gehen kann.

 Wenn jetzt in Deutschland plötzlich der Umwelt- und Klimaschutz für eine gewisse Zeit ganz oben auf der Agenda steht, so ist das zu begrüßen. Große Hoffnungen in konkrete Ergebnisse des Gipfels von Johannesburg zu setzen, wäre trotzdem falsch. Seine Themen sind längst festgelegt und werden selbst von den derzeit weltweit auftretenden Fluten und Dürren kaum beeinflusst. Wer klimaschädliche Gase reduzieren muss und wie das geschehen soll, wurde von den Industrieländern schon früher ausgefeilscht: mit dem Kioto-Protokoll. Hier traten vor allem die industriefreundlichen USA als Bremser auf. Deutschland gehört immerhin zu den wenigen Ländern, in denen es Fortschritte gab. Aber insgesamt sind die Ergebnisse mager.

 Wenn nun immer mehr Menschen und Manager in immer mehr Ländern den Eindruck bekommen, dass der Treibhauseffekt sie doch schon zu Lebzeiten einholen könnte, ist das für künftige Klimaverhandlungen bestimmt kein Nachteil. Was in Johannesburg durchaus vereinbart werden kann, ist ein Fahrplan für kommende Schritte. Ein Fahrplan ist noch kein Handeln, und noch viel weniger zeigt er schnelle Wirkung. Aber hohe Geschwindigkeit ist in solchen globalen Abstimmungsprozessen einfach nicht zu bekommen. Nach den Niederlagen der letzten Zeit für den weltweiten Umweltschutz ist die Aufmerksamkeit schon ein Erfolg. REINER METZGER

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