kinotipp der woche: Feminin und plural
Ein Festival in den Charlottenburger Kinos Kant und Klick zeigt an vier Tagen eine Dekade weiblichen Filmschaffens aus Italien
„Miss Marx“ (2020, R.: Susanna Nicchiarelli)
Matteo betreut Kunstprojekte in aller Welt und eilt von Termin zu Termin. Kurz bevor er dafür nach Abu Dhabi aufbricht, erhält er einen Anruf. Er stockt mitten in der Drehtür eines Luxushotels und kommt als anderer Mensch wieder heraus. Sein Bruder Ettore hat einen unheilbaren Tumor im Hirn. „Euforia“, Valeria Golinos zweite Regiearbeit, zeigt zwei Brüder im emotionalen Ausnahmezustand. Ihre Welten sind grundverschieden: Matteos Leben als erfolgreicher Manager, als Schwuler, als Teil eines Netzwerks intimer Freundschaften, ist Ettore fremd; andersherum bleiben seinem Bruder dessen Selbstbeschränkung, seine Arbeit als Lehrer in der Umgebung von Rom unverständlich.
Golinos Kleinod des italienischen Gegenwartskinos läuft am Wochenende gleich zweimal im Rahmen des Festivals „Femminile, plurale“ (Feminin, plural). Das Programm des Festivals, das vom Verleih Missing Films mit Unterstützung des italienischen Kulturinstituts organisiert wurde, ist gestopft voll mit sehenswerten Filmen von italienischen Regisseurinnen, ergänzt um zwei Ausflüge in die Filmgeschichte. Darunter auch „Miss Marx“ von Susanna Nicchiarelli über das Leben der jüngsten Tochter von Karl Marx, und ihrer Emanzipation hin zu einer eigenen Politik, die Feminismus und Klassenkampf verbindet und in den letzten Jahren wiederentdeckt wurde.
Femminine, Plurale: 7. bis 10. April, Kant Kino & KLICK Kino, femminile-plurale.net
Vier Tage lang öffnet „Femminile, plurale“ eine Schatztruhe des italienischen Gegenwartsfilms. Vier Tage, in denen man seinen Wohnsitz ins Kino verlegen sollte. Fabian Tietke
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