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kampagnen-baukastenAttac lässt werben

Kreativ-Attacke

„Just privatize it, baby.“ Protest-Postkarten mit diesem Text soll Superminister Wolfgang Clement bald in seinem Briefkasten finden, wenn es nach sieben Studierenden der Universität der Künste (UdK) geht. Die Studenten haben über sechs Monate für das globalisierungskritische Netzwerk Attac eine Werbekampagne entwickelt. Dieses „Kommunikationsprojekt“ ist Teil ihrer Diplomprüfung im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Gestern um zehn Uhr stellte die Projektgruppe die Ergebnisse ihrer Arbeit im Rahmen einer Präsentationswoche an der UdK öffentlich vor.

Thema der Kampagne war das General Agreement on Trade in Services (Gats), also die Ausdehnung des Freihandels auf Dienstleistungen. „Arztbesuch und Wasserversorgung werden zur Frage des Geldbeutels“, fürchtet die Projektgruppe. Diese Konsequenzen solle die Kampagne vermitteln – und dazu auffordern, sich mit Attac gegen das Gats zu engagieren. Dafür liefern die Werber den Attac-Leuten einen „Kampagnen-Baukasten“. Bausteine sind unter anderem Postkarten, die als Sprühvorlage zu benutzen sind und die Aufschrift „Stoppt Gats!“ hinterlassen, sowie ein Kinospot. Außerdem entwickelten die Studis eine neue Werbeform: das „Shop-dropping“. Attac-Mitglieder sollen durch Klamottenläden ziehen und mit Forderungen beschriftete Kleidung auf den Ständern hinterlassen.

Viel Beifall ernteten die Studenten schon allein dafür, dass sie sich einen Auftraggeber wie Attac gesucht und sich mit dem sperrigen Thema Gats auseinander gesetzt haben. „Wir wollten eben keine Shampoo-Werbung machen, sondern etwas Gesellschaftspolitisches“, erklärt Kerstin Schlegelmilch die Entscheidung. Auf nicht ganz so viel Zustimmung stießen dagegen Plakate, die in ihrem Layout eher an die Titelseite einer Frauenzeitschrift erinnerten. Oliver Moldenhauer von Attac ist von der Arbeit der Studenten sehr angetan: „Auf jeden Fall werden wir den Kinospot umsetzen.“

Attac veranstaltet nun auch monatliche Diskussionsabende namens „Gegenstimmen“. Auftakt ist heute um 19.30 Uhr im Grips Theater. Thema: „Der verkaufte Planet – Die Biosphäre in der Globalisierungsfalle“.

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