: kachelwettbewerb: das böse ist unter uns
Weiter geht’s im Sommerreigen der Scheußlichkeiten. Die Geißel der Menschheit gibt keine Ruhe. Die Badezimmerkachel ist und bleibt das Böse schlechthin. Eines Tages muss die Kachel entdeckt haben, dass sie sich mit freundlich lächelnden Ringen tarnen kann. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt ein gemeines Grinsen: Hier bin ich, ich darf ich böse sein. Niemand kann mich entfernen, und so quäle ich die fliesengeplagte Menschheit bis zum Jüngsten Gericht. Das auch die bedauernswerten Leserinnen Christina und Dörte de Haan herbeisehnen, auf dass sie endlich wieder schlafen können: „Hier sind unsere Wahnsinnskacheln, die uns jeden Morgen schrecklich wach in den Tag starten lassen.“ Womit wir dem existenziellen Selbstverständnis der Badezimmerkachel bedenklich nahe kommen: Sie will uns jeden Morgen mit einem Schauder wecken und hinausjagen in die kalte Welt, betonhart sollen wir im Alltag funktionieren und uns nicht mehr in unsere heimischen Bäder zurücktrauen. Die Badezimmerkachel ist der Frühantrieb des späten Kapitalismus. Zwar ist dies hiermit endlich einmal geklärt, doch bleibt eins ungewiss: ob das hier abgebildete Kachelfoto zum Schluss den Preis gewinnt. Eins allerdings ist auf ewig sicher: Das Böse ist unter uns.
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