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johannesburgEs geht nur mit den USA

Der Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung hat begonnen. Noch nie haben sich so viele Delegierte zu einem UN-Gipfel getroffen. Es geht vor allem um die Themen Armut, Gesundheit und Umwelt. Doch leider steht zu befürchten, dass die Ergebnisse in einem umgekehrten Verhältnis zum Aufwand stehen werden.

Kommentarvon REINER METZGER

Vor allem die USA werden schon im Vorfeld für das potenzielle Scheitern verantwortlich gemacht. Und das mit einer gewissen Berechtigung: Die Vereinigten Staaten produzieren ein Viertel der weltweit von Menschen verursachten Treibhausgase –pro Kopf doppelt so viel wie die ebenfalls nicht gerade zimperlichen Westeuropäer. Und: Die Regierung unter Präsident George W. Bush blockiert jedes Abkommen und jeden noch so vernünftigen Vorschlag, um dem Klimaproblem beizukommen.

Trotzdem macht es keinen Sinn, die USA als globalen bösen Buben hinzustellen. Denn die Amis sind nicht allein: Japan, Kanada, Australien und die Ölstaaten sind ebenfalls Profiteure der billigen Energieverschwendung und blasen ins gleiche Horn. Bis zur nächsten Wahl werden die Auswirkungen des Klimawandels in Amerika und anderswo wohl nicht so stark zu sehen sein, dass es innenpolitisch ein zugfähiges Thema à la Elbe-Hochwasser wird. Mit der Haltung der USA und ihren Verschwendungsverbündeten müssen sich also alle arrangieren, die international etwas bewegen wollen – schließlich hat Washington de facto ein Vetorecht in allen maßgeblichen Organisationen.

Außerdem sollten auch wir Europäer erst mal vor unserer eigenen Haustür kehren: Auch die Europäische Union verbilligt ihre Agrarexporte durch Subventionen derart, dass sie die Landwirtschaftsmärkte weltweit ruinieren. Und selbst beim Klimawandel gibt es inzwischen eine europäische Mehrheit, die lieber abwartet, bevor sie auch nur einen einzigen Euro für irgendwelche Energiespar- oder Naturschutzmaßnahmen ausgibt.

Es bleibt nichts anderes übrig, als erst einmal kleinere Brötchen zu backen. Wobei „klein“ im Weltmaßstab sehr relativ ist: Es geht um dringende Einzelmaßnahmen. Wenn es etwa gelänge, mit ein paar Milliarden Euro pro Jahr die Malaria auszurotten oder weite Teile der ärmsten Länder mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, wäre Millionen Menschen geholfen. Und: Solch konkreten Maßnahmen kann sich auch diese US-Regierung nur schwer versagen. Jedenfalls nicht so kategorisch wie dem verhassten Angriff auf den American Way of Life namens Klimaschutz.

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