islamunterricht: Liberale Initiative wünschenswert
Kein in der Vergangenheit verdrängtes Thema bleibt Berlin in diesen Tagen erspart: Zuwanderung, innere Sicherheit, das Verhältnis zu den islamischen Mitbürgern. Die Versäumnisse werden deutlicher denn je. So muss es nicht verwundern, dass im Wetteifer der Krisenbewältigung nun auch wieder der Islamunterricht gefordert wird. Zu Recht. Rund 40.000 Schüler islamischen Glaubens gehen hier zur Schule. Über ihre Kultur und Religion lernen weder sie etwas noch ihre deutschen Mitschüler. Schlechte Voraussetzung für ein besseres Miteinander.
Kommentarvon ADRIENNE WOLTERSDORF
Die Gesetzeslage in Berlin lässt jedoch keine schnellen Lösungen zu. Offenbar wird die Landesverfassung, die ganz den Erfahrungen und Traditionen einer hoch säkularisierten Gesellschaft entspricht, den Erfordernissen einer Einwanderungsmetropole nicht gerecht. Die Hauptstadt des Atheismus muss in Zukunft aber auch jenen Bürgern Angebote machen, deren Identität und Kultur stark von Religion geprägt wird.
Die Islamische Föderation e. V. hat die Lücken genutzt – und konnte sich durchsetzen. Darüber ist weder die Schulbehörde noch die liberalen Eltern islamischen Glaubens besonders glücklich. Mittelfristig gibt es also nur eine Lösung: Die verschiedenen Gruppierungen des liberalen Islam müssen ein eigenes Konzept zum Islamunterricht an unseren Schulen entwerfen. Damit ist die Diskussion, ob und wie Religionsunterricht in Berlin stattfinden soll, noch lange nicht beendet. Aber ein erster Schritt, den aktuellen Bedürfnissen endlich gerecht zu werden, jenseits von Grundsatzdiskussionen, wäre getan.
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