islamunterricht: Islam: Do it yourself
Die Islamische Föderation weiß mit ihren zäh erstrittenen Rechten etwas anzufangen. Nach jahrelangem Marsch durch die Instanzen erhielt die argwöhnisch betrachtete Organisation erst im letzten Jahr grünes Licht für den Islamunterricht an Berlins Schulen. Kaum hat sie damit begonnen, kann sie ihr Angebot auch schon verzehnfachen. Damit trägt die Förderation offenbar nur einem seit langem bestehenden Bedüfnis der hier lebenden türkischen Eltern Rechnung. Rund 3.500 muslimische Kinder sollen sich angemeldet haben. Diese Zahl ist hoch, wenngleich nicht überraschend.
Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF
Zeigt sie doch umgekehrt nur, wie groß das Verlangen der türkischen Immigranten nach Unterrichtung ihrer hier geborenen Kinder in der heimischen Religion ist. Dem hat der Senat über Jahrzehnte wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Auch unter Rot-Rot hat das Thema trotz der Integrationsdebatten nach dem 11. September keine Konjunktur. Im Koalitionsvertrag ist die Dauerdiskussion nicht einmal erwähnt. Dem fragwürdigen Angebot der islamischen Föderation keine Alternative entgegenzusetzen ist kurzsichtig und eine nicht nachvollziehbare Fortsetzung falscher Politik.
Mit der PDS ist über Religionsunterricht aber gar nicht erst zu reden. Und die SPD, allen voran Klaus Wowereit und Bildungssenator Klaus Böger, scheuen erwartbare Auseinandersetzungen. Denn ein Ja zur Islamkunde würde sofort die LER-Diskussion heftig wiederbeleben. Und weil das alles so schwierig ist, bleibt das drängende Integrationsproblem im Gestrüpp von Parteiideologie- und -taktik hängen.
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