piwik no script img

irak lenkt einEine Frage des guten Willens

Die Entscheidung Saddam Husseins, die neue UN-Resoltuion bedingungslos zu akzeptieren, ist zwar ein Grund, erst einmal aufzuatmen, der Frieden ist damit jedoch längst nicht gesichert.

Kommentar von JÜRGEN GOTTSCHLICH

So leicht gibt ein Georg W. Bush nicht auf. Nach dem großen Stolperstein einer verschärften UN-Resolution folgen nun die vielen kleineren Fettnäpfchen, die die Resolution für Saddam bereithält. Letztlich, so sagen einzelne Waffeninspektoren ja selbst, wird es nie gelingen, einen vollständigen negativen Beweis dafür zu führen, dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen mehr gibt. Es ist im Grunde immer eine Interpretationsfrage, also eine Frage des guten Willens.

Davon ist bekanntermaßen auf beiden Seiten wenig vorhanden. Saddam Hussein hat in der Vergangenheit oft genug unter Beweis gestellt, dass sein Wille zur Kooperation sehr begrenzt ist. Bislang gibt es keinen Anlass, zu glauben, daran könnte sich grundsätzlich etwas geändert haben. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass Saddam und die gesamte irakische Führung nicht zu Unrecht davon überzeugt sind, alle Kooperation werde ihnen am Ende wenig nutzen. Bush redet zwar permanent über die Bedrohung durch irakische Waffen, letztlich verfolgt er im Irak aber ganz andere Ziele. Für diese Annahme sprechen viele, viele Indizien, und bislang tut die amerikanische Regierung wenig dafür, diese Indizien zu entkräften. Im Gegenteil: Schon jetzt werden die Schürfrechte für die irakischen Ölquellen neu verteilt, und es gibt selbst in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses genug Leute, die bereits jetzt laut darüber triumphieren, dass man demnächst die Landkarte des Nahen Ostens neu gestalten wird.

Die Ausgangssituation ist also denkbar schlecht und die Arbeit für die UN-Waffeninspekteure deshalb denkbar schwierig. Trotzdem haben sie eine Chance. Wenn sie nun zielstrebig vorgehen, Saddam Hussein möglichst wenige Schlupflöcher lassen und sie eine überzeugende Arbeit machen, wird das vielleicht im Weißen Haus keinen großen Eindruck hinterlassen, dem Rest der Welt aber dennoch genug Material in die Hand geben, um einen Krieg überzeugender abzulehnen, als es heute möglich ist. Militärisch ist Bush auf den Rest der Welt nicht angewiesen. Es könnte aber sein, dass es dann genügend US-Amerikaner gibt, die einen Irakkrieg ebenfalls nicht mehr gutheißen. Das ist die kleine Chance, die die heutige Entscheidung bietet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen