in schwindelnden Höhen haust: Die Alpenmaus
Unser Murmeltier
„Alpenmaus“ mag der älteste Name für das Murmeltier sein. Der römische Historiker Plinius der Ältere hat jedenfalls vor fast 2.000 Jahren vom „Mus alpinus“ gesprochen. Seitdem zieht es seine heimlichen Kreise durch die Kulturgeschichte. Und das, obwohl Marmota Marmota – so sein wissenschaftlicher Name – drei Viertel seines Lebens, jährlich fast neun Monate, verschläft. Oder weckt es gerade deshalb die Neugierde, die Phantasie der Künstler!
Ist das Murmeltier aber wach, kann einem schon Hören und Sehen vergehen. Zum Beispiel auf einer Alm im Oberen Engadin. Von dort führt die Reise – der Philosoph Nietzsche lässt grüßen – hinaus in die Welt, an den Main zu Meister Goethe, nach Bonn zum Tonsetzer Beethoven und, um die Liste abzukürzen, bis nach Punxsutawney in Pennsylvanien, wo täglich das Murmeltier grüßt.
Der Schweizer Autor Eugene Rambert ließ Marmota im 19. Jahrhundert sogar Tagebuch schreiben, ihn über die „Lange Nacht“ philosophieren, um die Geheimnisse des unnachahmlichen Winterschlafs zu ergründen.
Und erst kürzlich sang ein gewisser Manfred Köhnlechner, der „Heilpraktiker der Nation“, das Hohe Lied vom Murmeltierfett und seiner Wunderkraft.
Bald schon, am 2. Februar, zumindest in Amerika, hat Marmota seinen Ehrentag. Denn immer an diesem Tagerwacht das Murmeltier aus seinem gar nicht so bleiernen Schlaf, steckt seine Nase ins Licht – und wenn es seinen Schatten sieht, versinkt es blitzschnell wieder in der langen Nacht. Das Murmeltier genießt dann noch einmal sechs Wochen den Winterschlaf, bis es die Frühlingssonne schließlich ganz wach kitzelt.
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