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im zeichen der ringeKlaus Steinbach ist neuer NOK-Präsident

Ende der Eiszeit

Walther Tröger hatte sich bis zuletzt kämpferisch gezeigt und optimistisch, auch wenn die Stimmung längst umgeschlagen war – und das auch noch zu seinen Ungunsten. Er gehe davon aus, dass er in den geheimen Wahlen am Sonntag allen Unkenrufen zum Trotz die Mehrheit bekomme, verkündete der 73-jährige Sportführer noch am Tag vor dem Urnengang und erteilte damit auch all jenen eine Absage, die ihn zu einem „ehrenhaften Verzicht“ auf eine neuerliche Kandidatur als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) bewegen wollten, schon um einen größeren Schaden für Amt und Person zu verhindern.

Tröger hörte nicht – und so musste er gestern im Nürnberger Rathaus eben fühlen, wie es ist, wenn man eine Wahl verliert: Mit 69:56 Stimmen entschieden sich die NOK-Delegierten für Klaus Steinbach, den Herausforderer, als neuen NOK-Präsidenten – und gegen Walther Tröger. Zum ersten Mal in der 107-jährigen Geschichte des mächtigsten deutschen Sportverbandes kam es damit zur Abwahl des Präsidenten, diese Schmach hätte sich der 73-jährige Tröger sparen können.

Andererseits ist sie mehr als ein Zeichen, wie entrückt von Tatsachen und aktuellen Trends der 73-Jährige sein Amt längst führte. Tröger war ein Sportfunktionär der alten Schule und in diesem Sinne ein ewig Gestriger, ein kleiner Samaranch für Deutschland. Nur dass die Zeiten sich selbst in der verkrusteten Sportpolitik geändert haben. So gesehen war die Zeit für Tröger am Sonntag einfach abgelaufen.

Jene von Klaus Steinbach hat gerade erst begonnen, und so richtig weiß man natürlich noch nicht, für was sie stehen wird. „Wer Veränderungen will, wer das NOK vorwärts bringen will, der muss Steinbach wählen“, hatte der 48-Jährige Mediziner und ehemalige Schwimmer vor der Wahl noch Werbung für sich selbst betrieben, und dabei Begriffe wie „Geschlossenheit“, „Transparenz“ und „Kompetenz“ ins Feld geführt. Nun wird er diese vagen Schlagworte mit Leben füllen müssen, und dass es durchaus Stimmen gibt, die ihm das eher weniger zutrauen, lässt zumindest aufhorchen.

Immerhin: Der Orthopäde, der eine Klinik im saarländischen Weiskirchen leitet, gilt als ein Mann der Athleten – und er scheint auf Konsens zu setzen, wo sein Vorgänger im Amt noch auf Konfrontation aus war, beispielsweise indem er „die Wiedererreichung der konstruktiven inhaltlichen Abstimmung mit dem Deutschen Sportbund“ als größte Herausforderung für das NOK bezeichnet. Unter seinem Vorgänger herrschte zwischen NOK und DSB, dem zweiten großen deutschen Sportverband, Eiszeit, was vornehmlich auf persönliche Animositäten zurückging: Tröger und DSB-Präsident Manfred von Richthofen konnten nicht eben gut miteinander, das schlug sich auch in ihrem Handeln nieder. Sportpolitik funktioniert bisweilen so. Und sie hat sich zur Gewohnheit gemacht, die Scheidenden zu ehren – und sie mit Ehrentiteln zu versorgen. Gestern, nach seiner Abwahl, wurde Walther Tröger zum NOK-Ehrenpräsidenten erklärt. FRANK KETTERER

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