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Im Hörspiel „Mein Leben als Spam“ kämpft Miriam für den Schutz der menschlichen Intelligenz vor der KI

Jeder Schlag sitzt: Miriam ist die ideale Verteidigerin der Hörspielbranche gegen die KI, die seit Kurzem an die Mikros der Aufnahmestudios „tritt“ und professionellen Spre­che­r*in­nen bald die Jobs streitig machen wird. Miriam ist die Protagonistin von „Mein Leben als Spam“, arbeitet im Ministerium zum Schutz menschlicher Intelligenz und entwickelt dort Spamfilter, die KIs enttarnen sollen, die sich als Menschen ausgeben. Aber o weh: Plötzlich erkennt das System auch nicht mehr das Menschliche in Miriam.

Automatisierte Anrufe kennen wir schon jetzt, doch die Stimmen, dröge metallen, erkennen wir meist noch klar als maschinell. In Miriams (nicht so weit entfernter) Zukunft aber klingen sie wie Menschen. Mit KI lassen sich Fake-Gesichter erzeugen, mit denen Ha­cke­r*in­nen Menschen, Sicherheitssysteme und Banken überlisten. Sie gilt es auszusperren. Ausgesperrt ist jetzt auch Miriam, die die Systeme als KI erkennen. Nicht nur aus ihrem Bankkonto und ihrer Arbeit, sondern dank besonders guter Spamfilter an der Haustür sogar aus ihrer eigenen Wohnung. Ihr Gesicht zeigt zu wenig Emotion und die Captchas kann sie auch nicht mehr lösen. In denen muss Miriam nicht wie wir Autos oder Brücken erkennen (und erzeugt damit Trainingsdaten für eine KI), sondern muss Rätsel lösen, bei denen nicht Logik überprüft wird, sondern emotional nachvollziehbare Lösungswege und Emotion in der Stimmführung. Bei Miriam ist da kaum eine mehr. Miriams Vermutung: Wer deprimiert ist, wird als KI erkannt, denn deprimiert waren eben die Sprecher*innen, die den KIs ursprünglich ihre Stimmen gegeben haben. Immerhin haben sie sich gerade selbst abgeschafft.

In ihrem Kinderzimmer wird Miriam von einem Sexbot angerufen, der sich als sie ausgibt – inklusive Stimme. Miriam schließt sich dem Widerstand an, in dem Menschen und KIs gemeinsam kämpfen. Aber nicht, weil sie an gleiche Rechte für alle glaubt.

Johannes Drosdowski

„Mein Leben als Spam“, 8 Folgen in der ARD-Audiothek

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