: hintergrund
Land der Hutu und Tutsi
Ruanda, ein Land von der Größe Belgiens, hat 8 Millionen Einwohner, davon die Hälfte im wahlberechtigten Alter. Die alte Kolonialschätzung, wonach 85 Prozent der Bevölkerung Hutu, 14 Prozent Tutsi und 1 Prozent Twa-Pygmaen seien, ist längst überholt. In Wirklichkeit gibt es kein Hutu- oder Tutsi-Volk, sondern die althergebrachte soziale Unterscheidung zwischen Hutu (Bauern) und Tutsi (Viehzüchter). Nach wie vor haben jedoch die Hutu die Mehrheit im Land.
Von 1962, dem Jahr der Unabhängigkeit, bis 1994 herrschten in Ruanda Hutu-Präsidenten, die Tutsi vom öffentlichen Leben ausschlossen und ins Exil trieben oder umbrachten. 1994 versuchte der Staat, die Tutsi-Minderheit in einem organisierten Völkermord komplett auszurotten. Nach dem Tod von nahezu einer Million Menschen ergriff die Tutsi-geführte Rebellenbewegung RPF (Ruandische Patriotische Front) unter Paul Kagame die Macht und regiert bis heute. Mehrere Millionen Hutu flohen beim Zusammenbruch des für den Völkermord verantwortlichen Regimes in Nachbarländer; fast alle sind inzwischen wieder zurückgekehrt. D.J.