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heute in hamburg„Man zahlt dann mehrere Tausend Euro“

Diskussionsrunde „Bildungsgerechtigkeit im Jurastudium“: 19 Uhr, online über Zoom, Zugang zum Link: www.fsr-rechtswissenschaft.de

Interview Alexandra Hilpert

taz: Herr Deutschmann, was ist ungerecht am Jurastudium in Hamburg?

Malte Deutschmann: Im Jurastudium sind viele Dinge ungerecht, aber am ungerechtesten ist wahrscheinlich, dass sich viele Studierende private Repetitorien leisten müssen, also im Prinzip sehr teure Nachhilfe. An der Hamburger Universität ist das sehr üblich. Man zahlt mehrere Tausend Euro, um sich von Firmen auf das Staatsexamen vorbereiten zu lassen. Das können sich nur die leisten, die Geld haben. Die anderen sind beim Staatsexamen entsprechend im Nachteil.

Gibt es von der Uni Hamburg keine eigenen Angebote?

Die Uni Hamburg bietet zwar gute universitätseigene Repetitorien an, aber die sind vergleichsweise wenig umfangreich und ohne ganzheitliches Konzept. Außerdem werden sie nur einmal im Jahr angeboten, obwohl der Studiengang zweimal im Jahr beginnt. Für rund die Hälfte der Studierenden gibt es also keinen passenden Starttermin.

Wird das an anderen Hochschulen anders gehandhabt?

Foto: privat

Malte Deutschmann

23, Mitglied des Fachschaftsrats Rechtswissenschaft der Universität Hamburg.

Grundsätzlich besteht das Problem deutschlandweit. Einige Universitäten bieten aber bessere Repetitorien an, zum Beispiel die Uni Passau. Dort muss kaum jemand privat zahlen. Das Grundproblem in Hamburg ist die Finanzierung. Der Jurastudiengang ist davon besonders betroffen. Auf einen Schlag wurden bei uns 56 Lehrveranstaltungen gestrichen. Die meisten davon waren Übungsveranstaltungen, in denen wir den Stoff aus der Vorlesung hätten üben können. Solche Veranstaltungen sind wichtig, um sich auf das Examen vorzubereiten. Auch an technischer und personeller Ausstattung mangelt es in unserem Studiengang, was dazu führt, dass uns Vorlesungen nur teilweise online zur Verfügung gestellt werden.

Ist Bildungsgerechtigkeit im Jurastudium also ausschließlich eine finanzielle Frage?

Nein, nicht ausschließlich. Zum Beispiel ist belegt, dass Frauen und Menschen mit ­Migrationshintergrund niedrigere Punktzahlen im mündlichen Examen erreichen. Und dass diese beiden benachteiligten Gruppen neutraler bewertet werden, wenn wenigstens eine Frau in der Jury sitzt. Wir fordern deshalb, dass mehr Frauen in den Bewertungsgremien sitzen, um hier Chancengleichheit zu schaffen. Frauen sind außerdem von strukturellen Problemen in der wissenschaftlichen Arbeit stärker betroffen als Männer. Das liegt daran, dass eine Karriere in der Wissenschaft meist mit unsicheren Arbeitsverhältnissen einhergeht, die keine parallele Care-Arbeit zulassen.

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