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heute in hamburg„Der Müll ist im Moment anders verteilt“

Wenke Baumgart

38, ist Entsorgerin und Berufskraftfahrerin bei der Stadtreinigung.

Interview Kaja Weber

taz: Frau Baumgart, gehen die Ham­bur­ge­r*in­nen seit Corona weniger sorgsam mit ihrer Stadt um?

Wenke Baumgart: Manche Menschen haben leider keinen Respekt vor ihrer Umwelt. Hauptsache, sie sind ihren Müll los. Das war schon immer so, aber Corona hat das Problem verstärkt, weil die Leute mehr zu Hause sind und Zeit haben, ihren Keller zu entrümpeln oder neue Möbel zu bestellen – und damit mehr Müll anfällt. Das hat man wirklich gemerkt, da kommen wir fast gar nicht hinterher.

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Ich fahre im ganzen Stadtgebiet einen Kranwagen mit Containeraufsatz und sammele alles von Bauschutt über Sperrmüll oder alte Möbel ein. An den Wochenenden fahre ich mit einem Sprinter los und sammele Pappen oder kleineren Müll auf. Wenn die Parkreinigung nicht hinterherkommt, unterstütze ich auch dort.

Was ist Ihnen dabei besonders aufgefallen?

An den Bushaltestellen häuft sich Müll, weil die Menschen ja nirgendwo anders mehr richtig stehen und essen durften. Im Park haben Menschen sich heimlich getroffen und wir haben viel Müll gefunden – leider oft neben den Eimern. Auch der Sperrmüll in den Straßen und an den Containern ist deutlich mehr geworden. Da stehen Waschmaschinen, Sofas, Laminat, alte Reifen, ganz abenteuerlich.

Sind bestimmte Stadtteile besonders betroffen?

Dass in Harburg und Wilhelmsburg viel Sperrmüll liegt, kennt man. Aber auch in der Innenstadt, Eimsbüttel oder Harvestehude war es schlimm.

Wie kommt das?

Wenn einer anfängt, seinen Müll einfach irgendwo hinzustellen, verleitet es oft andere. Manche sind leichtsinniger geworden, weil sie denken: „Die Stadtreinigung kommt ja eh vorbei. Irgendjemand wird das schon wegmachen.“ Ich finde, das hat aber auch eine schlechte Vorbildfunktion für die Kinder, die jetzt noch mehr zu Hause betreut wurden.

Meinen Sie, das Verhalten wird sich ändern, wenn sich das Leben normalisiert?

Ehrlich gesagt, nein. Corona hat zwar bei der Stadtreinigung viel verändert, aber der Müll ist im Moment wahrscheinlich nur anders verteilt: weniger in den Parks als sonst, dafür mehr auf der Straße. Ich habe aber noch Hoffnung, dass es nicht so endet wie bei dem Film „Wall.E – der Letzte räumt die Erde auf“. Aber die Menschen müssten insgesamt ein bisschen mehr Respekt vor ihrer Umwelt haben.

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