piwik no script img

heute in hamburg„Wir erhalten sehr viel Solidarität aus dem Stadtteil“

Kund­gebung: „Bäume statt Paulihaus“, 19 Uhr, Neuer Pferdemarkt 34

Interview Hagen Gersie

taz: Herr Jörg, gehen Sie gerne im „Maharaja“ am Pferdemarkt essen?

Steffen Jörg: Ja, ich gehe da gerne essen.

Und darum wollen Sie nicht, dass es dem neuen Bürogebäude weicht?

Bei dem Konflikt geht es ja um weit mehr als nur um das Restaurant „Maharaja“. Ich würde es ungern auf so einer persönlichen Ebene „mir geht es um das ‚Maharaja‘“ sehen. Mir geht es darum, dass es eine sozialverträgliche Stadtteilentwicklung gibt, die wirklich die Bedürfnisse und Belange der Stadtteilbevölkerung ernst nimmt und das ist in diesem Bauprojekt absolut nicht passiert.

Aber die Baugemeinschaft hat doch angeboten, das „Maharaja“ und andere Betriebe auf dem Gelände in das neue Gebäude zu ­integrieren.

Aber das hat ja nicht funktioniert. Sowohl mit dem Tonstudio als auch mit dem „Maharaja“ gab es keine erfolgreiche Einigung.

Was hätten Sie sich gewünscht?

Unsere Initiative bezieht sich explizit auf den St. Pauli Code, der aus der Auseinandersetzung um die Esso-Häuser entstanden ist. Da gab es eine – wie ich finde – beispielhafte Beteiligung der Stadtteilbevölkerung und das wurde im St. Pauli Code zusammengefasst. Das sollte Standard sein. Fairerweise muss man sagen, dass es drei sogenannte Infotage gab, an denen Pavillons vor der Rinderhalle aufgebaut wurden und wo Leute Anregungen und Ideen abliefern konnten. Was mit diesen Ideen passiert ist, weiß aber niemand.

Foto: K. P. Flügel

Steffen Jörg

49, ist aktiv bei der Initiative St. Pauli Code JETZT! und hat zwei Dokumentarfilme über

Gentrifizierung auf St. Pauli produziert.

Warum protestieren Sie gegen das für das Bauprojekt notwendige Fällen von ein paar Bäumen?

Da gibt es zwei Ebenen. Zum einen ist es aus ökologischen Gesichtspunkten eine Vollkatastrophe, dass man in Zeiten von Klimaerwärmung und versiegelten Flächen 21 Bäume fällen muss für ein Bauprojekt, das mehr als umstritten ist im Stadtteil. Und der andere Punkt ist, dass gegen die Baumfällung noch Widerspruchsverfahren laufen. Jetzt versuchen Bezirk und Baukonsortium schnell Fakten zu schaffen, bevor das überhaupt geklärt ist.

Haben Sie Aussicht auf Erfolg mit Ihrem Widerstand?

Ich weiß nicht, was am Ende dabei rumkommt, aber wir erhalten sehr viel Solidarität und Unterstützung aus dem Stadtteil. Es wird sich zeigen, ob Bezirk und Baukonsortium dessen ungeachtet ihren Plan einfach durchziehen wollen oder ob es doch noch ein Einlenken gibt: die Einsicht, die Pausetaste zu drücken und sich noch mal gemeinsam in einer öffentlichen Diskussion anzugucken, was mit dieser Fläche wie passieren soll.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen