piwik no script img

heute in hamburg„Eine neue Autobahn muss man heute nicht mehr bauen“

Diskussion „Klimaschädliche Verkehrspolitik und Infrastrukturplanung am Beispiel des Autobahnprojekts A26 Ost“ mit Michael Rothschuh, Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg, Alexander Montana, Verkehrsclub Deutschland (VCD): 18 Uhr, via Zoom: www.nabu-hamburg.de/a26ost

Interview Johanna Sethe

taz: Malte Siegert, Sie setzen sich für die Verhinderung der A26 Ost ein. Worum geht es bei diesem Projekt?

Malte Siegert:Die A26 Ost ist eine Autobahn, die die A7 und die A1 im Hamburger Süden miteinander verbinden soll. Darüber hinaus soll sie auch die Pendlerströme, die über die A26 West von Stade nach Hamburg kommen, aufnehmen.

Sie haben die Autobahn 2020 als „Dinosaurier des Jahres“ bezeichnet. Warum?

Es ist einfach ein Projekt, das an andere Wachstumserwartungen gebunden und vor einem anderen Hintergrund geplant war. 2012 ging man im Entwicklungsplan für den Hafen von etwa doppelt so vielen Containern bis 2025 aus, wie aktuellere Gutachten erwarten. Außerdem haben sich mit dem Pariser Klimaabkommen 2015 auch unsere Ziele geändert. Insofern müssen wir natürlich auch den Bereich der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland den aktuellen Entwicklungen anpassen. Eine neue Autobahn zu bauen, ist wahnsinnig rückwärtsgewandt. Die A26 Ost ist dabei besonders CO2-intensiv, weil sie zu großen Teilen sehr hoch aufgeständert ist und gerade diese Betonproduktion klimaschädlich ist.

Die A26 gibt es ja nun schon und die Strecke zwischen A1 und A7 ist relativ kurz. Ist eine Verbindung da nicht praktisch?

Malte Siegert 56, war lange Leiter der Umweltpolitik beim Nabu in Hamburg und ist seit September 2020 Landesvorsitzender.

Nein, weil wir hinsichtlich der Ost-West-Verbindung eine Alternative sehen, die bereits besteht. Nur ein paar Kilometer nördlich soll eine unterirdische Köhlbrandquerung entstehen.

Welche Alternativen sehen Sie noch?

Den bestehenden Verkehr, bei dem Containerumfuhren zwischen den Terminals einen großen Anteil ausmachen, gilt es auf Wassertaxis zu verlagern. Früher stand das so sogar mal im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen und ist noch immer das Mittel der Stunde. Im Rahmen des Kongresses für Intelligente Transportsysteme (ITS) ist zusätzlich angedacht, von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen eine Art Magnetbahn installieren zu lassen. Ziel ist es, Container auf dem Schienenweg zu transportieren. Es gibt also viele Möglichkeiten, den Verkehr insgesamt von der Straße zu bekommen. Eine neue Autobahn muss man da heute wirklich nicht mehr bauen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen