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heute in hamburg„Der Horror für traumatisierte Geflüchtete“

Markus Fiedler, 48, ist Regisseur und Drehbuchautor und lebt in Hamburg.

Interview Yasemin Fusco

taz: Herr Fiedler, was passiert im Abschiebegefängnis im dänischen Sjælsmark?

Markus Fiedler: Dort herrscht erschreckende Eintönigkeit: Die Menschen sind zum Nichtstun verdammt. Sjælsmark liegt etwa 30 Kilometer von Kopenhagen entfernt und ist nur sehr schlecht angebunden. Es liegt direkt neben einem Trainingscamp des Militärs, in dem Schießübungen alltäglich sind. Für die traumatisierten Geflüchteten ist das natürlich Horror.

Wie äußert sich die bürokratische Kälte in dem Lager, von der Sie in Ihrem Dokumentarfilm berichten?

Der Lagermanager, ein gelernter Gefängnisdirektor, begründet in einem Streitgespräch mit meinem Regisseur-Kollegen, Stanley Edward, der damals schon einige Jahre in Sjælsmark lebte, die dortigen Verhältnisse damit, dass man maximalen Druck auf die Bewohner*innen ausüben wolle, damit sie das Land verließen. Das sei eine rein politische Entscheidung. Dafür könne er ja nichts.

Erleben die Geflüchteten dort Gewalt?

Ja. Es gibt eine Szene im Film, die die Abschiebung eines Flüchtlings zeigt: Er verhält sich nicht kooperativ, wird dann auf den Boden gedrückt, wie ein Paket verschnürt und in ein Auto verfrachtet. Diese Szene finde ich jedes Mal extrem hart, wenn ich sie sehe. Auch psychische Gewalt ist im Lager allgegenwärtig. Das führte auch schon zu Suiziden. Stanley Edwards Mitbewohner im Camp hat sich dort das Leben genommen.

Wer kommt in Sjælsmark überhaupt in Abschiebungshaft?

Am Anfang war es ein Lager für alleinreisende männliche Flüchtlinge etwa aus dem Sudan oder Afghanistan. Mittlerweile leben dort aber auch Kinder mit ihren Familien. Die Kinder dürfen zwar in die Schule, wohnen aber trotzdem in diesem Abschiebezentrum. Es gibt mittlerweile sogar Kinder, die in diesem Camp geboren sind. Eine Kindheit dort ist eigentlich unvorstellbar.

Was möchten Sie mit dem Film bezwecken?

Wir klagen die europäische Migrationspolitik an und wollen aufzeigen, was dort mit den Menschen passiert – wie die Eintönigkeit und die grausame Realität sie psychisch zermürbt. Und dass dies so gewollt ist. Es wiederholt sich in der Geschichte, dass Strukturen geschaffen werden, in denen Leute sich für ihr Mitwirken überhaupt nicht verantwortlich fühlen. Eigentlich müssten sie erkennen, dass sie Teil eines unmenschlichen Systems sind.

Dokumentarfilmsalon auf St. Pauli: Cast Away Souls, 20 Uhr im Kino B-Movie, Brigittenstraße 5, Eintritt auf freiwilliger Spendenbasis

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