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heute in hamburg„Scham fördert sozialen Rückzug“

Vortrag „Themensalon: Weibliche Strategien – Zwischen Kreuzfahrt und Suppenküche“: Bergedorfer Haus im Park, Gräpelweg 8. Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter hip@koerber-stiftung.de

Interview Katharina Gebauer

taz: Frau Götz, welche Bewältigungsstrategien haben Frauen in der Altersarmut?

Irene Götz: Es wird gespart und nur das Nötigste gekauft. Manche heizen nur noch ein Zimmer. Es werden Zeitungsabonnements gekündigt, was zur Folge hat, das man einen Aspekt der Außenwelt verliert. Es gibt Tausch­ringe: Eine ältere Dame etwa hat 12 Kilo Vanillekipferl gebacken. Dafür kann sie sich von jemandem den Balkon streichen lassen oder hat eine Taxifahrt gut. Allerdings ist das auch Arbeit. Eine Frau etwa lief von Sonderangebot zu Sonderangebot, das konnte sie aber auch nur schaffen, weil sie körperlich noch recht fit ist.

Bedeutet Altersarmut zwangsläufig den Rückzug aus dem aktiven Leben in der Gesellschaft?

Es besteht die Gefahr, dass die Frauen sich total zurückziehen. Dann können sie sich keinen Kaffee mehr mit Freunden leisten und das führt meist zu Scham. Dieser Zustand ist ein Teufelskreis, weil Scham wiederum sozialen Rückzug fördert.

In Ihrer Studie gehen Sie nur auf Frauen ein, warum?

Frauen, die derzeit in Altersarmut leben, sind meist noch typische Hausfrauen. Das bedeutet Lücken in der Erwerbsbiografie. Dagegen stehen Männern im Alter noch immer mehr Mittel zu Verfügung. Im Durchschnitt liegt die Rente bei Männern etwa bei 1.100 Euro pro Monat, Frauen kommen nur auf etwas mehr als 600 Euro.

Wie sehen die Bewältigungsstrategien in den nächsten Generationen aus?

Irene Götz, Jahrgang 1962, ist Professorin am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie in München.

Die derzeitige Rentengeneration beherrscht noch hauswirtschaftliche Techniken wie Stricken oder Einkochen. Die nächste ältere Generation, sprich Frauen in meinem Alter, wird Notstrategien entwickeln müssen. Wir haben diese Fertigkeiten meist nicht mehr, weil wir bereits in einen bestimmten Wohlstand hinein geboren sind. Die junge Generation weiß bereits um ihr Schicksal: Die Rente wird nicht reichen, also sorge ich vor. Sie ist in der Regel länger erwerbstätig.

Was bringt uns diese Analyse?

Die traurige Wahrheit ist, dass ein Großteil der Frauen weiterhin in Teilzeit arbeitet und künftig Altersarmut erleben wird. In meiner Studie gehen wir deshalb auf Unterstützungsmöglichkeiten ein: Wo sind Sozialeinrichtungen in der Stadt? An die Politik adressieren wir die einzelnen Fallgeschichten als Erfahrungen, die Gefühle und Strategien im Alter aufzeigen. Sie soll sich ein reales Bild machen, statt nur Zahlen und Statistiken einzubeziehen.

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