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heute in hamburg„Die Geschichte des Klogangs“

Festival „Millerntor Gallery“ von Viva con Agua im Millerntor-Stadion, 4. 7., 16 Uhr, bis 7. 7. 19 Uhr, Tickets ab 11 Euro

Interview Julika Kott

taz: Herr Fritz, Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hat vor Kurzem zum Wassersparen aufgerufen. Ist der Wasserverbrauch in Hamburg ein Problem?

Micha Fritz: Man sollte grundsätzlich immer Wasser sparen, aber ich denke nicht, dass es in Deutschland in den nächsten Jahren zu einer Wasserkrise kommen wird. Dafür haben wir noch ausreichend Wasservorräte. Aber wir müssen unbedingt das Bewusstsein stärken, dass Wasser eine begrenzte Ressource ist, zu der nicht alle einen Zugang haben.

Bleibt es ein Privileg?

Zweifellos. 580 Millionen Menschen haben heutzutage keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das heißt, sie entnehmen ihr Trinkwasser ungesicherten natürlichen Wasserquellen oder sie müssen lange Wege zurücklegen. Ähnlich ist es beim Zugang zu einer vernünftigen Toilette, den zwei Milliarden Menschen nicht haben. Darunter leiden am ehesten menstruierende Mädchen. Es hat sich viel verbessert, aber diese Themen sind noch sehr tabu.

Warum machen Sie ein Kunst- und Musikfestival, um über Wasser aufzuklären?

Wir wollen bewusst machen, dass der Zugang zu Trinkwasser zu den Menschenrechten gehört. Dazu benutzten wir die universelle Sprache der Kunst, um so viele Menschen wie möglich damit zu erreichen. Gleichzeitig fördern wir Künstler*innen und begeistern Menschen für soziales Engagement.

Ist Kunst ein geeignetes Mittel, die Problematik zu vermitteln?

Kunst ermöglicht eben, mit Menschen aus anderen Kulturen zu kommunizieren. Musik oder Fußball auch. Der Kulturaustausch kann die Grenzen von Hautfarbe und Nationalität verwischen, sodass die Entwicklungsarbeit unterschwellig wirkt.

Foto: Stefan Groenveld

Micha Fritz, 36, ist einer der Gründer von Viva con Agua und Initiator der Millerntor Gallery.

Und um den Klogang zu enttabuisieren?

Auch: Auf der Millerntor Gallery gibt es wasserfreie und ökologische Komposttoiletten, die über die Geschichte des Klogangs aufklären. Die Redewendung „Geschäft machen“ kommt von den Römern, weil dort eben Geschäfte gemacht wurden. Um den Zugang zu Toiletten für alle zu gewähren, müssen wir darüber sprechen.

Können NGOs das Problem lösen?

Nein, natürlich nicht. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser kann nur durch staatliche Investitionen in Infrastruktur gesichert werden und muss auf politischer, auf wirtschaftlicher sowie auf kultureller Ebene stattfinden. NGOs haben aber durchaus einen ausschlaggebenden Impact.

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