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heute in hamburg„Die atomare Gefahr begleitet uns ständig“

Performance und Diskussion „FAQ-Room 27: Hiroshima Monster Girl“, 21 Uhr, Deutsches Schauspielhaus, Eintritt: 13 Euro

Interview Till Wimmer

taz: Frau Hara, wer ist das Hiroshima Monster Girl?

Sachiko Hara: Als Hiroshima Girls wurden die Mädchen und Frauen bezeichnet, die nach dem Atomschlag starke Verletzungen im Gesicht und am Körper davongetragen hatten. 25 von ihnen wurden durch Spenden der Amerikaner in die USA gebracht und dort operiert. Das war eine Propagandakampagne, um zu zeigen: Die Amerikaner sind gar nicht so schlecht. Natürlich gab es noch sehr viel mehr körperlich und seelisch verletzte Frauen und Mädchen. Das Wort Monster bezieht sich auf den abfälligen Umgang mit den verletzen und entstellten Opfern, Mobbing gehörte zu ihrem Alltag.

Was möchten Sie mit der Performance ausdrücken?

Bitte vergesst nicht, was in Hiroshima passiert ist! Nuklearwaffen gibt es auch in Büchel in Deutschland und trotzdem wird das Thema nukleare Abrüstung nicht wirklich angegangen. Mit Heidemarie Dann von „Büchel ist überall! atomwaffenfrei. jetzt“ werde ich nach meiner Performance deshalb diskutieren. Ich möchte die verheerenden Folgen von Atomwaffen und von Atomenergie wieder ins Gedächtnis rufen.

Wie in Fukushima.

Foto: Sinje Hasheider

Sachiko Hara, 1965 in Japan geboren, ist Schauspielerin. Seit der Spielzeit 2013/14 gehört sie zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses.

Ja. Ich finde es sehr gefährlich, Atomkraft als saubere Energiequelle zu betrachten. Junge Menschen vergessen viel zu schnell, wozu diese Form der Energiegewinnung langfristig führen kann. Umweltschutz ist heutzutage ein wichtiges Thema und Atomenergie ist sicher nicht die Lösung. In meiner Performance erscheint deshalb auch ein Mädchen aus Fukushima. Sie diskutiert mit dem Hiroshima Monster Girl über Wut, Angst und Hoffnung.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen beiden Ereignissen?

Beide Themen haben einen ähnlichen Hintergrund. Sowohl hinter der Atomenergie als auch hinter Nuklearwaffen stecken Interessen und Industrien, die alles daran setzen, eine Debatte in der Öffentlichkeit klein zu halten. Eigentlich bin ich kein sehr politischer Mensch, aber ich glaube, jeder von uns muss sich dazu äußern. Als Schauspielerin kann ich nicht viel ausrichten, aber in den 30 Minuten meinen Teil dazu beitragen, Erinnerung wieder ins Gedächtnis zu rufen. Die Tragödie von Hiroshima ist sehr lange her, Fukushima zeigt uns aber, dass uns die atomare Gefahr ständig begleitet. Das dürfen wir nicht vergessen.

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