heute in hamburg: „Das ist unser gemeinsamer Kampf“
Frauenkampftag: 12.30 Uhr Aktionen und Kundgebung auf dem Rathausmarkt, 16.30 Uhr Start der Demo „Ohne uns steht die Welt still!“
Interview Ann-Kathrin Just
taz: Setzen Sie sich heute auch um kurz vor 12 auf einen Stuhl und streiken?
Linda Kabalan: Ich würde das wahnsinnig gerne machen, aber leider wird das schwierig werden, da ich Teil des Orga-Teams für die Aktionen am Frauentag bin.
Was ist heute geplant?
Es wird heute den ganzen Tag über Veranstaltungen geben. So starten wir zum Beispiel mit einem gemeinsamen Frühstück. Danach laufen wir zum Rathausmarkt. Es wird viele Redebeiträge, Musik, einige Stände mit Kaffee und Informationen zum Feminismus geben. Wir verfolgen mit unseren Aktionen einen emanzipatorischen Ansatz.
Was genau heißt das?
Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber es wird etwa Gläser mit Fragen geben. Jede Person, die die Fragen für sich beantworten kann, darf eine Murmel ins Glas werfen. So wird visualisiert, dass und wie Frauen von Sexismus betroffen sind. Auch geplant ist die symbolische Umbenennung im städtischen Raum.
Was soll umbenannt werden?
Beispielsweise der Jungfernstieg, denn dort wurden früher die noch nicht verheirateten Mädchen von ihren Eltern spazieren geführt. Daher wird dieser historisch schwierige Name symbolisch umbenannt.
Was bringt es, wenn Frauen einen Tag lang streiken?
Heute ist ein symbolischer Tag. Aber der Streik der Frauen soll viele Menschen zum Nachdenken anregen. Denn es ist leider immer noch so, dass Frauen in der Gesellschaft benachteiligt werden. Wir wünschen uns, dass sich etwas in den Köpfen ändert.
Linda Kabalan, 28, war Pressereferentin vom Bundesverband Windenergie im Landesverband Niedersachsen/Bremen und ist Mitorganisatorin des Hamburger Bündnisses zum internationalen 8.-März-Streik.
Haben Frauen Konsequenzen zu befürchten, wenn sie streiken?
Wir haben als Organisation einen erweiterten Streikbegriff. Denn nicht nur die Lohnarbeit soll bestreikt werden, auch die Pflege- und Haushaltsarbeit. Generell können sich Frauen heute solidarisieren. Sei es, indem sie sich solidarisch zeigen, indem sie etwas lilafarbenes tragen, unseren lila Button oder sich an den vielen Aktionen beteiligen. Grundsätzlich sind Tarifstreiks rechtlich erlaubt, bei politischen Streiks handelt es sich um eine Grauzone.
Darf jede*r teilnehmen?
Zur Kundgebung dürfen gerne alle kommen. Um 17 Uhr treffen wir uns mit einer anderen Demo am Hauptbahnhof, diesen kurzen Weg wollen wir als Trans- und Inter-Personen, Lesben und Frauen alleine gehen, weil das unser gemeinsamer Kampf ist.
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