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heute in hamburg„Über die Toten in der Wüste reden“

Ibrahim Manzo Diallo, 47, Journalist und Aktivist im Niger, engagiert sich im Projekt Alarm Phone Sahara.

Interview Frieda Ahrens

taz: Was macht die Sahel-Sahara-Routen so gefährlich, Herr Manzo Diallo?

Ibrahim Manzo Diallo: Die Wüstenrouten sind de facto zu einem Friedhof unter freiem Himmel geworden. Es gibt Militärkontrollposten, es gibt bewaffnete Banditen, in bestimmten Regionen gibt es terroristische Gruppen.

Was ist das Projekt Alarm Phone Sahara?

Alarm Phone Sahara ist eine Initiative zur Sensibilisierung der Menschen, die auf dem Weg in die Migration sind. Gleichzeitig sammeln wir Informationen über die Toten in der Wüste und was auf den Migrationsrouten eigentlich passiert. Es hat außerdem zum Ziel, praktische Rettungsaktionen durchzuführen.

Warum engagieren Sie sich beim Projekt?

Mir ging es darum, die Botschaft bekannt zu machen, dass nicht nur das Mittelmeer tötet, sondern auch die Wüste. Die europäische Migrationspolitik stellt ein Verbrechen an jungen Afrikanern*innen dar, die vom Recht gebraucht machen, sich zu bewegen. Wenn sie sich auf diesen gefährlichen Weg machen, zeigt das eine Unverantwortlichkeit der afrikanischen Staaten auf. All dies wird in Europa zu wenig zur Kenntnis genommen. Ich möchte das Leben dieser Menschen retten.

Was kritisieren Sie an der EU?

Vortrag "EU-Grenzregime in Afrika – die Sahara als tödliche Grenze der EU": W3 (Saal), Nernstweg 32, 19 Uhr, Eintritt frei.

Es findet eine Erpressung durch Entwicklungshilfe statt. Geldzahlungen europäischer Staaten an afrikanischen Staaten werden davon abhängig gemacht, ob sie sich bei der Bekämpfung von Migration kooperativ zeigen. Steuergelder europäischer Bürger*innen fließen in Finanzierungsfonds, welche für die Kooperationsabkommen mit afrikanischen Staaten genutzt werden. Das ist Geld, was von den EU-Staaten und von der EU-Kommission an afrikanische Staaten wie dem Niger gezahlt und für eine Politik genutzt wird, die tötet.

Wie fließen deutsche Gelder in diese Länder?

Deutschland zahlt zum einen über Kooperationsabkommen als auch über die EU-Kommission Entwicklungsgelder an den Niger. Am 11. November hat Ursula von der Leyen eine neue deutsche Militärbasis eröffnet. Begriffe wie Terrorismus, Kriminalitätsbekämpfung und Migrationskontrolle werden in einem Atemzug genannt. Außerdem werden 53 neue Militärtransportfahrzeuge von Deutschland an den nigerischen Staat übergeben, zur Kontrolle der Wüstengebiete, durch die die Migrationsrouten laufen.

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