heute in hamburg: „Nicht alle müssen in die Partei eintreten“
Interview Naomi Bruhn
taz: Herr Yildiz, seit zehn Jahren arbeitet die Fraktion der Linken in der Bürgerschaft mit außerparlamentarischen linken Gruppen zusammen. Wie kann man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?
Mehmet Yildiz: Wir arbeiten nicht nur auf der parlamentarischen Ebene, also mit Anfragen, Anträgen und Debatten, sondern es gehört auch die praktische Arbeit dazu. Da bereiten wir Themen gemeinsam vor und sammeln dann zum Beispiel Unterschriften oder machen Infostände. So war das zum Beispiel bei unserer No-Olympia Kampagne, die wir zusammen mit anderen sozialen Gruppen vorbereitet und organisiert haben.
Wäre es nicht besser, wenn diese Gruppen in die Partei eintreten würden, um von dort aus zu arbeiten?
Das ist jedem selber überlassen. Ich bin keiner der sagt, dass alle in die Partei eintreten müssen – es würde mich natürlich freuen. Das wichtigste aber ist, dass man themenbezogen gemeinsam arbeiten kann.
Gibt es Grenzen, ab wann die Linke nicht mit mehr außerparlamentarischen Gruppen zusammenarbeitet?
Bis jetzt hatten wir noch keinen Fall dieser Art. Klar ist, dass unsere Bedingung für eine Zusammenarbeit ist, dass die Organisation weder rassistisch noch frauenfeindlich oder antisemitisch, kurz gesagt nicht menschenfeindlich ist. Wer sich für Demokratie, Menschenrechte und bessere Lebensbedingungen einsetzt, kann mit uns arbeiten. Die Linkspartei bezeichnet sich zwar selber als sozialistische Partei, aber wir haben auch Bündnispartner, die eher sozialdemokratisch oder auch christlich-demokratisch eingestellt sind.
Welche Vorteile hat die enge Zusammenarbeit für die Partei?
Diskussion „10 Jahre Linke Politik in der Bürgerschaft mit außerparlamentarischen Linken“: 19 Uhr, Rathausmarkt 1, Kaisersaal
Unser Ziel ist es nicht, aus der Zusammenarbeit zu profitieren, sondern wir sind dafür da, den Menschen in den Bündnissen auf der parlamentarischen Ebene eine Stimme zu geben und diese Arbeit ist dann unser gemeinsamer Erfolg und Vorteil.
Sie selbst sind hauptsächlich im Kinder- und Jugendbereich tätig, spielen außerparlamentarische Gruppen da für Sie überhaupt eine Rolle?
Die spielen für uns sogar eine Hauptrolle. Im Bereich der frühkindlichen Bildung arbeiten wir sehr eng mit Gewerkschaften, Elternvertretungen und Trägern der Jugendhilfe zusammen. Dadurch haben wir es unter anderem vor fünf Jahren geschafft, dass Kinder ohne Aufenthaltsstatus einen Rechtsanspruch auf Kitaplätze haben, und das sogar, ohne dass die Eltern ihre Daten angeben müssen.
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