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heute in hamburg„Wie viel Privatheit brauchen wir?“

Foto: privat

Torsten Maul, 56, ist Psychoanalytiker und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie, in seiner Freizeit, Maler.

Interview Alexander Diehl

taz: Herr Maul, wenn ich hier an meinem Schreibtisch den Blick schweifen lasse, fällt er auf Buchtitel wie „Digitale Paranoia“ oder „Digitaler Burnout“ – machen Sie sich auch Sorgen um den heutigen Menschen?

Torsten Maul: Nein, Sorgen erst mal keine. Aber es gibt Aufgaben und Fragen, und dafür machen wir ja heute Abend auch den Salon: Es gibt in diesem Zusammenhang vieles, über das man nachdenken muss.

Auch Regeln?

Gesellschaftliche Entwicklungen gab es schon immer, und es mussten schon immer Sachen geregelt werden. Man wird auch bei der Digitalisierung nicht umhin kommen, ethische Vorstellungen und Regeln für die Kommunikation und den Datengebrauch festzulegen. Das ist Aufgabe der Gesellschaft, und es passiert ja auch langsam, aber sicher. Für den Salon nun wird es wichtig sein, für die Fragen zu sensibilisieren: Wie viel Privatheit braucht der Mensch? Warum braucht er die? Gilt das Menschenbild der Aufklärung noch?

Nämlich?

Dass der Mensch um freie Selbstbestimmung ringt – oder sind wir eher Reiz-Reaktions-Automaten, deren Verhalten es zu optimieren gilt? In diesem Spannungsfeld gibt es persönliche Fragen, das ist die psychoanalytische Seite: Inwieweit nutze ich die kommunikativen Angebote sinnvoll und erlebe eine Bereicherung? Oder setzt mich das unter Druck, weil sich innere Konflikte abbilden?

Sie haben sich als Gast aber einen Politologen eingeladen.

Das andere Spannungsfeld ist ein gesellschaftliches: Es gibt heute schon soziale Scoring-Systeme, die Schufa zum Beispiel. Auch Krankenversicherungen fangen an, billigere Verträge anzubieten, wenn man nachweist, dass man sich gesund verhält. Und das ist erst der Anfang: Aus China hört man immer wieder, dass es da umfassende Vorstellungen von Social-Scoring gibt. Da geht es dann schon um eine Überwachung des Wohlverhaltens durch den Staat.

Der Salon ist ja der fünfte…

Es ist der achte Salon, aber das fünfte Thema, ja.

Und der erste an neuem Ort: Aus dem „Golem“ am Altonaer Elbufer ist das Nachtasyl oben unterm Thalia-Dach geworden.

Es ist alles neu, und wir müssen mal sehen. Wenn wir uns wohl fühlen, bleiben wir gerne. Das folgende Salonthema gibt es auch schon – wir werden uns mit dem Neid beschäftigen.

Psychoanalytischer Salon „Neue/Soziale Medien“ mit Torsten Maul und Matthias Ernst: 20 Uhr, Thalia Theater/Nachtasyl, Eintritt frei

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