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heute in hamburg„Ein Raum, um sich auszuprobieren“

Foto: Christiane Stephan

Bernadette La Hengst, 50, war um 1990 Mitgründerin der Band „Die Braut haut ins Auge“, seit deren Auflösung im Jahr 2000 veröffentlichte sie allein sowie mit „Die Zukunft“ und arbeitete am Theater.

Interview Alexander Diehl

taz: Bernadette La Hengst, wann hatten Sie zum ersten Mal mit dem Hamburger Frauenmusikzentrum (FMZ) zu tun?

Bernadette La Hengst: Ich glaube, das war Ende 89, als wir uns gegründet haben mit „Die Braut haut ins Auge“. Da haben wir einen Proberaum gesucht und dann tatsächlich die ersten drei Monate im FMZ geprobt. Da gab es Räume und Technik … es war eine super Möglichkeit. Weil wir aber mit anderen zusammen im Raum proben wollten und es viele Männerbands gab – die ins FMZ nicht rein durften –, sind wir dann gewechselt, in einen Bunker auf St. Pauli.

… einander aber verbunden geblieben?

Es gab immer wieder Verbindungen. Ende der 90er, als Die Braut sich aufgelöst hat, hab ich ja eine Bookingagentur für Musikerinnen gegründet, „B.H. Booking“, und da hatten wir immer wieder miteinander zu tun. Ich habe auch selbst Workshops gegeben, für Mädchenbands. Und die Workshops, die sie da immer noch anbieten, finde ich total wichtig. Mittlerweile arbeitet Peta Devlin, die Bassistin von Die Braut, beim FMZ als Haustechnikerin und gibt auch Workshops: Technik, Songwriting, solche Sachen.

Singen und dabei vielleicht noch apart aussehen: Dieses Rollenangebot scheint halbwegs etabliert zu sein für Mädchen und Frauen. Aber Musiktechnik, zum Beispiel, ist noch fest in Männerhand, oder?

Auf jeden Fall. Es gibt viel zu wenig Instrumentalistinnen, Produzentinnen, auch Songschreiberinnen. Ich bin 2004 nach Berlin gezogen, und da gab es zu der Zeit viele elektronische Musikerinnen, auch internationale, die extra deswegen nach Berlin gezogen waren. Es gab auch Projekte, da hat die Frau die Elektronik gemacht und der Mann gesungen. Ich hab das Gefühl, als wäre so was jetzt, 2017, nicht mehr so selbstverständlich.

Kann dagegen so etwas wie ein FMZ helfen?

Es ist wichtig, weil sie Angebote machen, und Rückzugsräume bieten. Weil sich Mädchen möglicherweise nicht trauen, bei den Jungs im Proberaum Bands zu gründen – weil sie sich beobachtet fühlen. Und da ist so ein FMZ immer noch ein Raum, wo man sich ausprobieren kann.

Letzte Frage: Gibt es Die Braut wieder – auch abseits von FMZ-Jubiläen?

Das ist jetzt erst mal eine einmalige Sache. Ich hab mir das zum Geburtstag gewünscht, weil ich dieses Jahr 50 geworden bin. Es spielt ja heute auch nicht die ganze Braut, sondern nur drei von uns – mal sehen, wie es uns gefällt!

„30 Jahre Frauenmusikzentrum“, Jubiläumskonzert mit „Die Braut haut ins Auge Revisited“, Trude träumt von Afrika, Wonderska: 20.30 Uhr, Knust

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