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heute in hamburg„Atmende Lebens-arbeitszeit“

Katja Karger,48, ist seit 2013 Vorsitzende des DGB Hamburg und die erste Frau in dieser Position.

taz: Frau Karger, kommen wir gleich zum Relevanten. Wann können wir endlich weniger arbeiten und trotzdem davon leben?

Katja Karger: Auf spekulative Fragen lasse ich mich nicht ein, ich habe ja keine Glaskugel. Aber die letzten 200 Jahre haben gezeigt: Das ist eine Machtfrage. Es kommt darauf an, welche Bewegungen die Gesellschaft mitträgt. Das ist ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess.

Sie haben eine Studie über die Zukunft der Arbeit gemacht, was haben Sie rausgefunden?

Wir sagen nicht „Zukunft der Arbeit“, sondern „Arbeit der Zukunft“. In den 70ern haben wir uns gefragt: Geht uns zukünftig die Arbeit aus? Heute stellen wir nicht die Arbeit infrage, weil wir davon ausgehen, dass wir sie weiter haben. Wir gucken uns an, wie sie sich verändert und was wir dafür tun müssen, die Beschäftigten dabei abzusichern.

Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus?

Das ist von vielen Komponenten abhängig. Zum einen von der Alterung der Gesellschaft. Außerdem haben wir eine Feminisierung der Arbeit und eine starke Verwertung von Sorge- und Pflegetätigkeiten. Das sind die größten Wachstumsbereiche. Auch Klimawandel und Klimaschutz werden eine Rolle spielen. Die derzeitige Diskussion ist zu technikzentriert, das ist eine männlich dominierte Sicht auf die Dinge.

Was bedeutet Gesellschaft 4.0?

Dass wir aufhören, uns an den Gruselszenarien abzuarbeiten, uns gingen die Arbeitsplätze aus oder Roboter übernehmen sie. Wir wollen selbst entscheiden, ob wir sagen „die Technik bestimmt mein Leben“ oder ob wir selber über die Technik bestimmen. Die Gesellschaft 4.0 ist aktiver Gestalter der Veränderung.

Was tun die Gewerkschaften für die, die in prekären Verhältnissen arbeiten, die durch die Digitalisierung entstanden sind?

In Digitalisierungsprozessen steckt wahnsinniges Potenzial, wenn wir sie nicht dem Kapitalismus zum Fraß vorsetzen. Die IG Metall wird in Tarifverhandlungen 2018 den Fokus auf die Arbeitszeitfrage legen. Es gibt Zeiten, wo wir mehr arbeiten können und wo wir weniger arbeiten wollen. Also quasi eine atmende Lebensarbeitszeit. Wir haben eigentlich genug Produktivität, um in bestimmten Zeiten weniger zu arbeiten.

Interview Katharina Schipkowski

Information und Diskussion: „Arbeit der Zukunft“ mit Katja Karger und Ingo Matuschek,18 Uhr, DGB-Haus, Besenbinderhof 62

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