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heute in hamburg„Es gibt Verwerfungen“

Aufarbeitung Linke Initiativen laden zur Stadtteilversammlung über die G20-Folgen ein

Niels Boeing

50, Journalist, Buchautor und Aktivist in der Initiative Wohl oder Übel im Netzwerk Recht auf Stadt.

taz: Herr Boeing, an wen richtet sich die heutige Stadtteilversammlung zum G20-Gipfel?

Niels Boeing: In erster Linie an alle, die in den betroffenen Stadtteilen leben und arbeiten. Da gibt es ja leider auch Verwerfungen. Deshalb denken wir als einladende Initiativen, dass eine Stadtteilversammlung gut wäre, um ins Gespräch zu kommen.

Welche Verwerfungen meinen Sie?

Das betrifft nicht so sehr mein persönliches Umfeld, denn ich gehörte ja zu der Gruppe, die den Arrivati-Park am Grünen Jäger organisiert hat. Ich höre aber, dass einige Anwohner sehr sauer sind auf die Flora.

Warum?

Nach den Ankündigungen der „Welcome to Hell“-Demo und des „größten Schwarzen Blocks aller Zeiten“ haben sie das Gefühl, man habe sich das Ungemach eingeladen. Dass die Rote Flora an den Krawallen direkt beteiligt war, habe ich hier bisher nicht gehört. Mindestens so viel Unmut gibt es über die Polizeigewalt, die im Viertel stattgefunden hat.

Soll die Versammlung also auch verhindern, dass die Solidarität mit der Roten Flora weiter schwindet?

Ja. Außerdem haben viele Initiativen und Orte den Eindruck, dass sie mitgemeint sind, wenn die Politik die Flora zur Zielscheibe macht. Sie vermuten, dass ein Großreinemachen für die linke Stadtbewegung vorbereitet wird. Diese gemeinsame Versammlung ist auch Ausdruck der Solidarität.

Wie wird der heutige Abend ablaufen?

Als großes Plenum, in dem sich jeder zu Wort melden kann.

Wird es auch ein selbstkritisches Statement der Roten Flora geben?

Das könnte ich mir gut vorstellen. Die Flora wird die eigene Rolle sicher kritisch reflektieren.

Wenn die Anwohner fragen, wie die linke Szene verhindern will, dass sich so etwas wiederholt: Was sagen Sie dann?

Ich kann nicht für alle Beteiligten sprechen. Wir von „St. Pauli selber machen“ wollen versuchen, den Arrivati-Park als ruhigen, inhaltlichen Ort weiterzuführen.

Und warum wollen Sie heute Abend keine Journalisten dabeihaben?

Weil dies eine freie Aussprache sein soll und sich viele unwohl fühlen oder gar nichts sagen, wenn die Presse mitschreibt. PS

Linke Projekte und Initiativen aus der Schanze und St. Pauli laden zur Außerordentlichen Stadtteilversammlung über den G20-Gipfel: 19 Uhr, Ballsaal, Millerntorstadion (Harald-Stender-Platz 1, Zugang Budapester Str.)

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