heute in hamburg: „Slam aus der Wundertüte“
Poetry-Slam In Eimsbüttel gibt es heute Abend Trump-Bashing, Dadaismus und ein wenig Hitler
48, arbeitet als selbstständige Lektorin und Übersetzerin und gründete das Literaturformat 8min Eimsbüttel.
taz: Frau Moldenhauer, wird heute Abend der neue US-Präsident Donald Trump gebasht?
Friederike Moldenhauer: Die Frage stelle ich mir auch! Das Slammen ist ja wie eine Wundertüte – man weiß nie, was da so kommen mag.
Gibt es denn Themen, mit denen Sie trotzdem rechnen?
Bei einem der Slammer wird es um eine Geschichte aus dem Dritten Reich gehen. Außerdem erwarte ich Sprachspiele und Tendenzen zum Dadaismus.
Was macht für Sie die Hamburger Slammer-Szene aus?
Dass sie sehr divers ist. Damit steht Hamburg natürlich nicht alleine da, das macht den Charakter des Poetry-Slammens aus. Vom gebrochenen Herzen der Abiturientin bis zu poetischen Themen und Sprachspielen kann alles vorkommen. Mit den Jahren hat sich die Szene allerdings sehr professionalisiert.
Wie kamen Sie dazu, Slam-Veranstaltungen zu moderieren?
Wie so oft: durch Zufall. Der Barkeeper des ersten Veranstaltungsortes sprach mich 2008 an. Zu dem Zeitpunkt waren die Slam-Angebote hier noch nicht so breit gefächert. Mit Kollegen habe ich das Konzept weiterentwickelt und damit in der Auster Bar offene Türen eingerannt.
Und wie bereiten Sie sich auf so einen Abend wie heute vor?
Mit Vorfreude und Pressearbeit. Von den TeilnehmerInnen habe ich vor der Veranstaltung ja nur die Namen. Durch den Wettbewerbscharakter ist der Ablauf sehr schematisch, da gibt es wenig Spielraum für Kommentare.
Wieso heißt die Reihe eigentlich ausgerechnet „acht Minuten“?
Poetry-Slam hat seinen Ursprung in den USA, wo Beiträge von drei bis fünf Minuten üblich sind. Ich wollte den Beitragenden die Möglichkeit geben, längere Texte zu präsentieren. Und „8min Eimsbüttel“ klingt einfach melodiöser als zehn.
Was halten Sie davon, dass der deutsche Poetry-Slam 2016 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe aufgenommen wurde?
Es erfüllt mich mit Stolz. Ein Ritterschlag für den anhaltend populären deutschen Poetry-Slam. Der Unesco-Stempel ist eine wichtige Anerkennung des Wertes solcher Veranstaltungen. Es ist auch was Besonderes, so einfach und günstig am Weltkulturerbe teilhaben zu können.
Auf welchen Gast freuen Sie sich heute besonders?
Claus Günther. Er wird ein Stück aus seinem neuen Buch Heile, heile Hitler vortragen. Das wird sehr gut – und politisch!
Interview: Pauline Schepker-Thiele
„8min Eimsbüttel „- Poetry-Slam: 20 Uhr, Auster Bar, Henriettenweg 1
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