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heute in hamburg„Eliten müssen mitspielen“

Bürgerkrieg Der Journalist Knut Henkel über die Chancen des Friedensprozesses in Kolumbien

Foto: privat
Knut Henkel

Politikwissenschaftler und Journalist, hat im November die Region Cauca im Südwesten Kolumbiens besucht.

taz: Herr Henkel, warum haben die Kolumbianer nach 50 Jahren Bürgerkrieg im Oktober den Friedensvertrag mit den linken Farc-Rebellen abgelehnt?

Knut Henkel: Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem hat die „Nein“-Kampagne viele Falschinformationen gestreut.

Welcher Art?

Es gab Informationen, wonach die Genderfrage in dem Abkommen eine hohe Bedeutung hat und dass gleichgeschlechtliche Beziehungen gleichgestellt werden mit der Familie. Das steht da zwar nicht drin und wurde auch nicht debattiert, aber trotzdem hat diese Frage in Kolumbien für viel Aufregung gesorgt.

Das klingt absurd mit Blick auf die mehr als 200.000 Toten des Bürgerkrieges.

Kolumbien ist absurd. Jedenfalls haben Angehörige katholischer und evangelikaler Kirchen in großer Zahl gegen das Abkommen gestimmt. Analysten gehen davon aus, dass es mindestens drei Millionen Stimmen gab, die dieser Fehlinformation aufgesessen sind.

Das heißt, sie haben nicht aus Wut über die Farc gegen das Abkommen gestimmt?

Diese Kräfte gibt es auch, weil es durch die Farc viele Entführungen und Menschenrechtsverletzungen gegeben hat. Es gibt aber auch 300.000 ungültige Stimmen, die „Ja“ zum Frieden drauf geschrieben haben aber „Nein“ zu Präsident Juan Manuel Santos.

Wie stehen die Chancen für den nun vom Parlament abgesegneten Friedensvertrag?

Das Verfassungsgericht hat gerade grünes Licht gegeben, dass das Parlament jetzt beginnen kann, die unterschiedlichen Punkte des Abkommens in Gesetze zu gießen. Aus dieser Perspektive ist alles vorbereitet für den Frieden.

Aber die Kolumbianer müssen mitspielen.

Vor allem die kolumbianischen Eliten. Ausgangspunkt des Bürgerkrieges war die extreme Landkonzentration. Daran hat sich in der Zeit des Bürgerkrieges nichts geändert. Im Gegenteil. Es ist eine große Herausforderung, wie man diesen Konflikt löst.

Würden Sie als Farc-Rebell Ihre Waffe abgeben und eine Schutzzone aufsuchen?

Ich würde das tun, weil es auf lange Sicht keine Alternative dazu gibt. Dadurch, dass der Krieg mittlerweile hochtechnisiert ist und die Comandantes über ihre Handys geortet werden können, ist es leichter, sie zu töten. Das ist auch einer der Gründe, weshalb dieser Krieg zu Ende geht.

Können die Farc-Kämpfer auf eine unabhängige Justiz hoffen?

Diese Justiz, die Übergangsjustiz genannt wird, ist von internationalen Rechtsexperten ausgearbeitet worden. Es gibt Leute, die sagen, dass dieser Teil des Abkommens der Beste ist.

Interview:Gernot Knödler

„Frieden in Kolumbien?“, 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2

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