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heute in hamburg„Geflüchtete sprechen lassen“

ZUHÖREN Neun Menschen erzählen von der Flucht und von fehlenden Perspektiven im neuen Leben

privat
Dorothea Carl

53, ist Filmemacherin und ließ bereits 2014 im Film „persona non data“ Geflüchtete von ihrer Reise berichten.

taz: Frau Carl, wer kommt in Ihrer Videoinstallation „Transit Exil“ zu Wort?

Dorothea Carl: Neun Personen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Manche leben schon seit vielen Jahren hier, Heide Samantis etwa. Sie ist vor 35 Jahren aus dem Iran geflohen. Andere sind neu Angekommene, manche kamen als unbegleitete Jugendliche aus Syrien oder Afghanistan.

Wovon berichten sie?

Über ihre Fluchtgründe und über die Strecke, die sie überwinden mussten. Von der Angst auf dem Meer und von dem Moment der Grenzüberschreitung. Manche erzählen, was sie erlebt haben, nachdem sie hier angekommen sind. Wie sie hier den Umgang mit ihnen erleben. Sie haben viele Wünsche und Träume.

Was fehlt den Geflüchteten hier?

Eine Perspektive. Sie wollen sich ein Leben aufbauen und haben den starken Wunsch, hier etwas zu machen und dafür zu kämpfen. Aber es gibt immer wieder Probleme und Hindernisse.

Welche sind das?

Wenn die Menschen immer nur eine Aufenthaltsgenehmigung für sechs Monate bekommen, ist das keine wirkliche Perspektive. Sie wollen zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen. Die bürokratischen Hürden aber sorgen für Angst, weil sie nicht wissen, was danach passiert. Hinzu kommt die Angst, um die Zurückgelassenen. Familien sind durch die Flucht getrennt, weil das Geld für die Überfahrt nicht für alle reichte. Die unbegleiteten Jüngeren berichten dann zum Beispiel von ihrem Heimweh.

Sie lassen nur die Geflüchteten zu Wort kommen?

Ja, denn es wird schon genug über sie geredet. Im Fernsehen wird dann viel über die Gefahren, die von ihnen ausgehen, gesprochen. Wichtiger ist doch, sich die einzelnen und unterschiedlichen Erlebnisse anzuhören. Sie kämpften bei ihrer Flucht um ein Leben in Freiheit. Davon zu erzählen, muss ihnen möglich gemacht werden. Das sollte man sich auch einfach mal anhören.

Warum zeigen Sie Ihre Installation in einem Container?

Sie sind das Transportmittel für Waren schlechthin. Fatalerweise aber nutzen manche Menschen sie auch als Weg in eine neue Welt. Nach der absurden Enge, die sie darin erleben, werden sie in ein neues Leben geworfen. Diese klaustrophobische Situation kann hier im Container nachgefühlt werden.

Interview: André Zuschlag

Videoinstallation „Transit Exil“: 18 Uhr, Arno-Schmidt-Platz, vor der Zentralbibliothek

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