piwik no script img

heute in bremen„Wir müssen vertikaler denken“

Ulrike Mansfeld

50, Professorin der School of Architecture an der Hochschule Bremen, Dekanin der Fakultät Architektur, Bau und Umwelt.

Interview Jasmin Koepper

taz: Frau Mansfeld, wie sieht eine nachhaltige Stadt aus?

Ulrike Mansfeld: Wir dürfen Stadt nicht ohne Land denken. Städte sind heute die großen Energieverbraucher. Künftig sollten sie selbst zu ökologischen Kraftwerken werden, die autark energiewirtschaften. Zum Beispiel indem wir an den Fassaden Energie gewinnen, Wasser auf Dächern sammeln, oder nachts die Energie speichern, die wir tagsüber dann verbrauchen. In der Stadtplanung werden Städte noch als horizontale Flächen gedacht. Wir müssen künftig vertikaler denken und die Lufträume in der Stadt nutzen.

Muss städtebaulich mehr über Hochwasserschutz nachgedacht werden?

Klar. Zum Beispiel haben wir vor der Hochschule ein klimaneutrales Haus gebaut, das Fahrrad Repair Café. Dieses Haus hat ein Retentionsdach. Das Regenwasser wird gespeichert und verdunstet dann wieder. Es gelangt nichts in die Kanalisation. Bremen hat ein Programm zur Begrünung von Dachflächen aufgesetzt. Solche Maßnahmen können Starkregenereignisse mindern.

Ist Bremens City nachhaltig gestaltet?

Grundsätzlich ja, sonst hätte sie nicht so lange so gut existiert. Nachhaltigkeit hat auch mit Identität und Gemeinwohl zu tun. Und Bremen gibt viele Aspekte der Identifikation, wie die Wasserwege und Handelsbeziehungen oder die Bremer Düne mit dem Dom.

Was war der Anlass des Projekts „Interspace – die nachhaltige Stadt“?

Es ging darum, die alten Strukturen zu überdenken. Wir kommunizieren, arbeiten und leben heute anders. Der Anlass war, zu fragen, was für diese Generation wichtig ist für eine Umgestaltung der Stadt. Die Studierenden haben das Bedürfnis zu teilen. Und es war ihnen wichtig, mit den vorhandenen Gebäuden zu arbeiten. So hat das Projekt „AusBauHaus“ ein Konzept entwickelt, wie das Kaufhof-Gebäude über die Zeit hinweg zu einem neuen attraktiven Ort gestaltet werden kann. Auf dem Dach soll eine kleine landwirtschaftliche Produktion, Energiegewinnung und ein Aussichtsort entstehen. Darunter gibt es tiny houses, die nur ein kleines Bad und einen Wohnraum haben. Kochen, Essen und Werken geschieht im Haus in Teilhabe. Der Traum ist nicht mehr das Einfamilienhaus auf der grünen Wiese, sondern die Bleibe des urbanen Nomaden, der die Stadt als common space sieht.

Werden die Projekte auch umgesetzt?

Bei der Jury gab es großes Interesse. Es wurden erste Visitenkarten ausgetauscht. Ein Projekt sieht vor, die Bremer Düne in einer temporären Aktion strahlend gelb zu streichen. Das konnten sich alle gut vorstellen, dafür gab es einen Sonderpreis.

webcast: Projektvorstellungen aus „Interspace“, 19 Uhr, zoom, Meeting-ID: 996 1163 0720, Code: Interspace

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen