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heute in bremen„Jüngere waren stärker betroffen“

Foto: privat

Peter Bagus

57, Chefarzt der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Bremen-Ost.

Interview Jasmin Koepper

taz: Herr Bagus, ist Depression eine typische Reaktion auf die Pandemie?

Peter Bagus: Teilweise schon. Viele Menschen sind in der Pandemie in soziale Isolation geraten und konnten sportliche Aktivitäten nicht mehr in dem üblichen Umfang durchführen. Das führt dazu, dass depressive Tendenzen zunehmen. Hier in der Ambulanz ist aufgefallen, dass vor allem Jüngere zwischen 20 und Anfang 30 gekommen sind, also Menschen, die nicht in festen familiären Bezügen leben und besonders durch wegfallende soziale Kontakte und den Verlust beruflicher Perspektiven betroffen sind. Die Pandemie ist ein verstärkender Faktor bestehender Depressionen, aber auch einer, der Menschen in diese Situation gebracht hat. Beim Abklingen der Pandemie merken wir, dass sich ältere geimpfte Patienten melden, die vorher Angst vor Ansteckung hatten.

Woran erkennt man eine Depression?

Zum einen an Antriebs-, Freud- und Perspektivlosigkeit, verstärkter Traurigkeit, innerer Leere, Sinnlosigkeitserleben bis hin zu Lebensmüdigkeit. Aber auch Schlafstörungen, Konzentrationseinbußen, Appetitlosigkeit und Angst können Beschwerden einer Depression sein. Auch Schmerzstörungen können sich verstärken.

Was können Menschen selbst dagegen tun?

Ganz entscheidend ist für die, die noch nicht so stark in einem depressiven Strudel sind, dass sie soziale Kontakte aktiv pflegen und sich um ausreichende körperliche Betätigung kümmern. Das kann ein regelhafter täglicher Spaziergang sein. Dazu kommt regelmäßiges Schlafverhalten und regelhafte Ernährung. Das sind Basics, die aber wirklich sehr, sehr wichtig sind. Wenn man aus dem Gleichgewicht gerät, ist der erste Ansprechpartner der Hausarzt.

Wie verhält man sich, wenn ein Mensch im eigenen Umfeld an einer Depression erkrankt ist?

Es ist wichtig, das Gespräch zu suchen und offen anzusprechen, wenn man merkt, dass etwas nicht stimmt. Ist es eine tiefere Problematik, dann sollte man demjenigen raten, den Hausarzt aufzusuchen für eine differenzierte Diagnose. Dafür müssen körperliche Untersuchungen durchgeführt werden wie Blutabnahme oder eine Messung der Schilddrüsenparameter. Depression kann zum Beispiel auch von einer Schilddrüsenfunktionsstörung ausgelöst werden. Hausärzte sind in den letzten Jahrzehnten bezüglich psychosozialer Grundqualifikationen umfassend geschult worden. Diese leiten dann gegebenenfalls weitere Schritte ein. Zudem gibt es in jedem Stadtteil psychosoziale Beratungsstellen, die eng mit der Psychiatrie verknüpft sind. Wenn Menschen wenig Berührungspunkte damit haben, ist es einfacher, erst mal zum Hausarzt zu gehen. Für Notfälle hat Bremen einen Krisendienst für psychische Erkrankungen.

Telefon-sprechstunde „depressive Krisen“, 14–16 Uhr, ☎0421-408 21 02

Was bringt die kurze Sprechstunde am Telefon für jemanden, der eigentlich eine Therapie bräuchte?

Die kurze Sprechstunde kann ein erster Schritt sein, um weitere Schritte einzuleiten. Wer mehr Beratungszeit braucht, kann sich bei uns für eine reguläre Sprechstunde anmelden. Im Grunde geht es darum, aufmerksam zu machen: Es gibt hier eine psychosomatische Ambulanz. Viele Menschen wissen das nicht. Für manche ist eine Kontaktaufnahme über die Psychosomatik einfacher.

Was ist da der Unterschied?

Die Psychosomatik berücksichtigt in besonderer Weise akute reaktive Krisen, die mit psychotherapeutischen Mitteln zu behandeln sind, aber auch in besonderer Weise das körperliche Geschehen.

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