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heute in bremen„Deutschland ist bei der Berufs-Entwicklung noch hinterher“

Claudia Stolle

seit August 2020 Professorin für Pflegewissenschaft im Internationalen Studiengang Pflege an der Hochschule Bremen.

Interview Lisa Bullerdiek

taz: Frau Stolle, wer soll mit dem „Walk of Care“ angesprochen werden?

Claudia Stolle: Der richtet sich an alle Interessierten. Pflege betrifft einen Großteil der Bevölkerung irgendwann. Wir wollen aber vor allem auch junge Menschen ansprechen, die gerade in der Berufsfindungsphase sind.

Was hält junge Menschen möglicherweise davon ab, sich für einen Beruf in der Pflege zu entscheiden?

Der Beruf wird in der Gesellschaft als nicht attraktiv wahrgenommen. Dabei geben viele Menschen in der Pflege an, dass er für sie sehr sinnstiftend ist – trotz der besonders gerade hohen Belastung.

Was unterscheidet den Studiengang Pflege von einer Ausbildung?

Im Studium hier in Bremen vermitteln wir eine generalistische Ausbildung und zusätzlich noch akademische Anteile. Sie lernen zum Beispiel, Studien in die Praxis umzusetzen und die Versorgungsqualität zu verbessern.

Warum führt Akademisierung möglicherweise zu besseren Rahmenbedingungen für die gesamte Berufsgruppe?

Das kommt durch die wissenschaftlichen Anteile. Die Studierenden lernen, zu gucken, wo es brennt, wo noch Sachen verbessert werden können. Manche fragen sich ja: Warum studieren die jetzt? Es ist aber für alle in der Praxis gut, wenn die Studierenden lernen, problemlösend zu handeln. Sie nehmen niemandem was weg. Sie sollen Rahmenbedingungen in der Praxis verbessern und Pflege wieder zu einem attraktiven Beruf machen. In dem Studium ist auch ein Auslandssemester vorgesehen. Sie sollen auch von anderen Gesundheitssystemen lernen. Deutschland ist bei der Berufsentwicklung noch hinterher.

Aktionstag „Walk of Care“, ab 15 Uhr vor dem Roland und den ganzen Tag auf dem Instagram- und Facebook-Kanal des Studiengangs

Was steckt hinter dem Plan des „Integrierten Gesundheitscampus Bremen“?

Am Brill ist das Skills- und Simulationszentrum. Da sitzen zwei gesundheitsbezogene Studiengänge von der Hochschule und auch der Weserbildungsverbund. Von Anfang an ist das also interdisziplinär ausgerichtet und auch die Auszubildenden sehen, dass es Weiterbildungsmöglichkeiten gibt. In den nächsten zwei Jahren soll auch ein Forschungsnetzwerk entstehen. Das sind dann zwei Säulen: attraktive Ausbildung und Forschung.

Welche Aktionen gibt es heute?

Zum Beispiel eine Rollstuhlrallye und eine nachgestellte Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Puppe. Auf Instagram und Facebook zeigen Studierende auch, warum der Pflegeberuf so wichtig ist. Wir sind länger und intensiver an den Zu-Pflegenden als alle anderen Gesundheitsberufe, werden aber häufig noch als Assistenten für Ärzte wahrgenommen. Das ist auch den Pflegenden nicht immer bewusst. Dabei ist eine Versorgung Zu-Pflegender ohne die hohe Fachkompetenz professionell Pflegender nicht vorstellbar.

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