piwik no script img

heute in bremen„Am wichtigsten bleibt das Verhalten“

Ingrid Kroll66, gibt seit über zehn Jahren Kurse zu Computern, Tablets und Smartphones im Bürgerhaus Weserterrassen.

Interview Simone Schnase

taz: Frau Kroll, installieren Sie heute SeniorInnen die Corona-Warn-App?

Ingrid Kroll: Nein, das geht nicht wegen des Abstandsgebots. Aber ich kann mit Hilfe eines Dongles meine Smartphone-Inhalte auf eine Leinwand projizieren und dann demonstrieren, wie das mit der Installation funktioniert.

Wie viele ältere Menschen haben denn inzwischen ein Smartphone?

Das kann ich schlecht sagen, denn zu mir kommen ja nur jene, die eins haben. Viele von ihnen haben sich aber nicht freiwillig eins angeschafft, sondern ein Smartphone von ihren Kindern geschenkt bekommen. Sie kommen dann zu mir und meinen, dass ihre Kinder sie „quälen“ wollen, aber viele sind danach die größten Smartphone-Fans.

Was finden sie am tollsten?

Vor allem WhatsApp. Das war schon vor Corona so, weil man damit unkompliziert kommunizieren kann. Seit Beginn der Coronazeit schätzen sie es umso mehr, weil sie mit ihren Kindern und Enkeln per Videochat kommunizieren können – zu denen sie im echten Leben ja Abstand halten müssen.

Wie machen Sie das denn heute – die Veranstaltung richtet sich ja an eine Risikogruppe?

Wir sind im großen Saal mit viel Abstand zueinander, die Teilnehmerzahl ist begrenzt und ich denke, dass Masken getragen werden. Ganz genau weiß ich Letzteres aber auch noch nicht: das ist mein erster Einsatz seit Beginn der Coronapandemie.

Die Warn-App funktioniert gar nicht auf allen Smartphones – wissen das die Menschen, die zur Infoveranstaltung kommen?

Ich hoffe es, kann mir aber vorstellen, dass manche das nicht wissen und dass manche auch Smartphones haben, die zu alt für die App sind.

Corona-Warn-App-Hilfe für ältere Menschen: 15.30 Uhr, Bürgerhaus Weser-terrassen

Abgesehen davon, dass sie nicht auf allen Geräten läuft, funktioniert sie ausgerechnet auf engem Raum wie in Bussen oder in Bahnen nicht zuverlässig. Was halten Sie von der App?

Ich war sehr, sehr kritisch, denn vor dem Update funktionierte sie auch bei mir erst nicht und ich hoffe sehr, dass die Entwickler sie noch weiter verbessern. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass sie nur zum kleinen Teil schützt und man sich durch sie nicht in Sicherheit wiegen kann.

... eine Information, die gerade für Risikogruppen wie alte Menschen sehr wichtig ist!

Ganz genau. Deswegen werde ich das heute auch mit viel Nachdruck sagen. Am wichtigsten ist und bleibt das eigene Verhalten, um sich und andere zu schützen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen