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heute in bremen„An der Spitze landen auch heute Männer“

Foto: Kerstin Rolfes

Andrea Buchelt, 62, ist Vorsitzende des Bremer Frauenausschusses und freiberufliche Marketing- und Kommunikationsberaterin.

Interview Eiken Bruhn

taz: Frau Buchelt, was ist der Bremer Frauenausschuss?­

Andrea Buchelt: Das ist der Landesfrauenrat, den es in jedem Bundesland gibt – aber nur in Bremen anders heißt. Die Struktur ist sehr unterschiedlich, in manchen Ländern ist er gleichgesetzt mit der Landesfrauenbeauftragten. In Bremen ist er in erster Linie der Dachverband von derzeit 38 Frauenorganisationen.

Braucht es das hier überhaupt? Schließlich gibt es in Bremen, bundesweit einmalig, mit der Zentralstelle für die Gleichberechtigung der Frau, eine eigene senatorische Behörde.

Ja, weil wir das Gegenstück dazu sind, die Stimme der weiblichen Zivilgesellschaft. Die ZGF ist eine Behörde und wir sind ganz frei.

„Die Stimme der weiblichen Zivilgesellschaft“ – viele jüngere Menschen können sich damit wahrscheinlich gar nicht identifizieren, weil sie sich gar nicht so sehr als weiblich oder männlich begreifen.

Wir sind tatsächlich nicht für Cis-Männer da, sondern nur für den weiblichen Teil der Bevölkerung, wie auch immer der sich definiert. Und wissen Sie, eine Frau, die ausschaut wie eine Frau, wird heute immer noch diskriminiert. Spätestens in dem Moment, in dem einer Frau das klar wird, wird ihr aufgehen, dass die Zweigeschlechtlichkeit eine größere Rolle spielt, als sie es gerne hätte. Das ist meistens so mit 40, Mitte 40 der Fall.

So spät?!

Die Frauen, die Mütter werden, merken es meistens etwas früher. Bei anderen stehen mit 40 die ersten ernst zu nehmenden Karriereschritte an und dann merken sie, dass aus irgendwelchen Gründen immer andere bevorzugt werden: Weil sie Männer sind.

Neujahrsempfang des Bremer Frauenausschusses, 18 Uhr, Gerhard-Marcks-Haus, Am Wall 208

Ging Ihnen das auch so?

Ich bin mit 36 Mutter geworden. Damals war ich auf dem Sprung ins Topmanagement. Meine Karriere war nach der Geburt meines Sohnes zu Ende. Dabei hätte ich nie gedacht, dass mir das passieren würde, ich war eine Krawallnudel­ und habe im Konzern immer klar meine Forderungen gestellt. Trotzdem waren meine Chefs offenkundig der Überzeugung, dass sich das weibliche Gehirn während einer Schwangerschaft auflöst …

Das ist ein Vierteljahrhundert her – hat sich nichts verbessert?

Gucken Sie doch mal an die Hochschulen, wer die Professuren bekommt und dann fragen Sie bei den Frauen nochmal nach Müttern. Und in den Konzernen ist es nicht besser. Da gibt es aufwendige Diversity-Programme – aber an der Spitze landen auch heute Männer.

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