heute in bremen: „Ein dezentrales, kostenloses Netzwerk“
Interview David Siegmund-Schultze
taz: Herr Kniefs, Sie wollen ein kostenloses Netz für alle schaffen. Wer hat heutzutage keinen Internetzugang mehr?
Louis Kniefs: Die wenigsten Leute haben kein Internet. In meinem Umfeld haben die meisten Internet auf dem Handy, aber meistens sind die Verträge gedrosselt. Außerdem gibt es noch immer Menschen, die es sich nicht leisten können. Bei Verträgen, bei denen Internet über die Telefonleitung ins Haus kommt, ist es kein großer Aufwand, das zu teilen. So können es mehr Menschen mit nutzen. Ich sitze beispielsweise gerade in einem Café mit Freifunk, da brauche ich mein Datenvolumen nicht aufzubrauchen.
Wie werde ich Teil des Freifunk-Netzes?
Zunächst ist es wichtig zu betonen: Grundsätzlich können alle mitmachen, die sich einen Router kaufen. Egal, ob als Privatperson, Café oder Fahrschule. Wir geben dann die Anleitung, wie man die Software auf den Router packt und können dann auch bei Problemen helfen. Und jede*r kann sich darüber hinaus bei uns engagieren. Klar, es klingt alles sehr technisch, aber nicht nur technikaffine Menschen werden gebraucht. Es gibt ja auch Werbetexte, die geschrieben, oder Grafiken, die erstellt werden müssen.
Was wollen Sie mit dem Projekt erreichen?
Freifunk-Treffen: 19 Uhr, Hackerspace Bremen, Bornstraße 14–15
Das Ziel ist, ein dezentrales, von Bürger*innen betriebenes und kostenloses Wlan-Netzwerk aufzubauen, dass nicht von Konzernen abhängig ist. Dafür wollen wir möglichst viele Menschen motivieren, sich unserem Netz anzuschließen. Je mehr es werden, desto höher der Nutzen für alle: Wenn ich und mein Nachbar einen Router aufstellen, verbinden die sich automatisch. Wenn dann einer ausfällt, übernimmt automatisch der andere die Internetverbindung. Das langfristige Ziel ist, Freifunk so weit zu verbreiten, dass wir von den Servern großer Internetanbieter komplett unabhängig werden.
Welchen Nutzen hätte das?
Wenn sich heute die Anbieter denken, wir machen das Netz aus, dann hätten wir alle ein großes Problem. Sie haben also eine große Macht. Wenn das Netz allen gehören würde, dann hätte niemand diese zentrale Macht. Wir leben zwar in einer Demokratie, aber wissen nicht, wie autokratisch unsere Zukunft werden könnte. Das beste Beispiel ist doch China, das seinen Bürger*innen einfach das Netz abschalten kann, wenn sie im „Social Scoring“, dem digitalen Überwachungs- und Disziplinierungssystem, hinten runter fallen.
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