piwik no script img

heute in bremen„Alle Beteiligten zeigen Flagge“

Foto: Th.B. Neffgen

Hanns-Ulrich Barde, hat Lehramt studiert und ist Gründer und Leiter des Sportgartens Bremen. Der Sportgarten ist Mitorganisator der „Nacht der Jugend“.

Interview Mahé Crüsemann

taz: Herr Barde, warum ist es wichtig an die NS-Verbrechen zu erinnern?

Hans-Ulrich Barde: Die Veranstalterinnen und Veranstalter der Nacht der Jugend glauben daran, dass das, was wir heute tun, Auswirkungen auf morgen hat. Dieses Jahr findet die „Nacht der Jugend“ zum 22. Mal statt und vor 21 Jahren hätte niemand von uns gedacht, dass das, was wir heute erleben, jemals wieder in Deutschland passieren kann: zunehmender Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, die Mordanschläge, die Vergiftung des politischen Klimas, um Menschen und die Gesellschaft zu entzweien. Rechte Parolen in einem ungekannten Ausmaß. Wir wollen diesem Gift entgegenwirken und junge Leute erreichen und mitnehmen. Alle Beteiligten zeigen darum Flagge. Die „Nacht der Jugend“ ist keine digitale Veranstaltung – man ist mit vielen anderen jungen Menschen aus allen Teilen und Szenen der Stadt zusammen. Das hat auch den Effekt der Selbstvergewisserung, man merkt, dass Demokratie und Freiheit auch für andere wichtig sind. Demokratie bedeutet Freiheit und das müssen wir uns immer wieder bewusst machen.

Warum sollten besonders Jugendliche sich mit dem Thema auseinandersetzen?

Jugendliche beteiligen sich meist schon von ganz allein. In meiner Arbeit mit dem Sportgarten erlebe ich zum Beispiel seit 20 Jahren, dass Jugendliche die Stadt und Politik mitgestalten wollen. Wir erreichen auch junge Menschen, die vielleicht noch nicht so engagiert sind, die aber bei uns sehen, dass jede und jeder etwas tun kann.

Geht es bei der Veranstaltung nur um früher oder verbinden Sie das Thema mit heutigen Themen?

Nacht der Jugend unter dem Motto „Move to Change“, 18 Uhr, Rathaus Bremen

Das Leitmotiv der Nacht der Jugend ist: Unsere Zukunft hat Geschichte. Wir wollen für eine menschliche, demokratische Gesellschaft eintreten. Das sind dann ganz automatisch auch Themen, die aktuell bewegen. Jugendliche stellen eigene Aktionen vor und zeigen, wie sie diese angehen. Das Interesse an Politik wächst vielleicht auch wegen des stärker werdenden Extremismus, und um Populisten nicht das Feld zu überlassen, wollen Jugendliche die Demokratie mitgestalten. Meine persönliche Erfahrung ist, dass, wenn man Jugendliche ernst nimmt, auch ein großes Interesse vorhanden ist.

Was kann denn jeder einzelne tun, damit so eine schlimme Zeit nie, nie wiederkommt?

Hinschauen, widersprechen, zuhören, sich einmischen, Haltung zeigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen