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heute in bremen“Es geht vor allem um Anerkennung“

Michael Mindermann, 35, ist bei der Antidiskriminierungsstelle ADA für Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Interview Florian Fabozzi

taz: Was unterscheidet den Rassismus gegen schwarze Menschen vom Rassismus gegen andere Minderheiten, etwa Muslime?

Michael Mindermann: Das Besondere am Rassismus gegen Schwarze ist, dass die negativen Stereotype nicht allein kulturalistisch, sondern auch biologisch begründet werden. Es gibt immer noch die Stereotype aus der Kolonialzeit, denen zufolge Schwarze „von Natur aus“ emotional, aggressiv und ungebildet seien. Negative Stereotype gegenüber Muslimen dagegen basieren vorwiegend auf Kulturzuschreibungen.

Auf ihrem Fachtag geht es auch um die Notwendigkeit „schwarzer Räume“ in der Dominanzgesellschaft. Was ist damit gemeint?

Es geht um Räume, in denen Menschen mit Diskriminierungserfahrungen keinen Zuschreibungen ausgesetzt sind und sich nicht rechtfertigen müssen. In solchen Räumen kann man sich über Erfahrungen austauschen und wird nicht als „fremd“ wahrgenommen. Die Familie und der Freundeskreis kann ein solcher Raum sein, aber auch Institutionen wie „Each One, Teach One“. Wichtig ist, dass schwarze Räume auch politisch sind und auf die Perspektiven schwarzer Menschen innerhalb der Mehrheitsgesellschaft aufmerksam gemacht wird.

Wie ist es möglich, Vorurteile und Rassismus in der Gesellschaft abzubauen?

Es geht vor allem um Anerkennung. Menschen, die keine Diskriminierungserfahrungen durchleben, neigen dazu, die Erfahrungen Betroffener herunterzuspielen oder als Einzelfälle abzutun. Es ist wichtig, dass Diskriminierte anerkannt werden, damit wir gemeinsam daran arbeiten können, Diskriminierung abzubauen.

Wie genau unterstützt die ADA diskriminierte Personen?

Fachtag der Antidiskriminierungsstelle ADA zu „Anti-Schwarzem Rassismus“ von 9.30 Uhr bis 18 Uhr im Tivoli-Saal des DGB-Hauses

Zunächst mal gibt es öffentliche Veranstaltungen zu unterschiedlichen Diskriminierungsformen, in denen sowohl Experten als auch Betroffene zu Wort kommen. Hier geht es vor allem darum, dass wir Besucher*innen sensibilisieren und bestenfalls eine Selbstreflexion in Gang setzen. Dann gibt es noch die „Empowermenttrainings“, die sich an Betroffene richten. Hier geht es konkret darum, wie man Alltagsdiskriminierungen verarbeitet und wie man sich vor ihnen schützen kann.

Bremen gilt als tolerante und weltoffene Stadt. Ist der Rassismus hier weniger ausgeprägt als in anderen Städten?

Bremen nimmt Diskriminierungen sehr ernst und macht sich in letzter Zeit mehr denn je für Vielfalt und Toleranz stark. Bisher gibt es hier jedoch keine statistischen Erhebungen zur Verbreitung von Diskriminierungen. Im neuen Koalitionsvertrag wurde die Errichtung einer Landesantidiskriminierungsstelle verankert, die solche Erhebungen durchführen könnte. Die könnten bald für Aufklärung sorgen.

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