piwik no script img

heute in bremen„Anzeichen von Trockenstress“

Foto: privat

Tim Großmann, 48, ist seit 2012 Direktor des Bremer Bürgerparks.

Interview Florian Fabozzi

taz: Herr Großmann, inwieweit leidet der Bürgerpark unter den Hitzewellen?

Tim Großmann: Wir bemerken den Klimawandel deutlich. Es herrscht eine große Dürre, die auf den geringen Niederschlag im Vorfeld des Sommers zurückzuführen ist. Bäume und Pflanzen zeigen deutliche Anzeichen von Trockenstress. Ihre Blätter werden kleiner, verfärben sich gelb und fallen schneller als üblich aus. Außerdem beobachten wir eine höhere Einwanderung von Schädlingen.

Welche Pflanzen sind besonders gefährdet?

Vor allen Dingen die Fichten leiden bei Hitzewellen unter großem Borkenkäferbefall, der geschädigten Bäumen oft den „Todesstoß“ verpasst. Wir haben aus dem Grund etliche von ihnen fällen müssen. Gefährdet sind auch Bäume, die auf viel Feuchtigkeit angewiesen sind, wie etwa Rhododendren.

Was tun Sie dagegen?

Wir müssen weitaus mehr wässern als üblich. Das ist mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. Wir haben versucht, gegen Dürre vorzubeugen, indem wir das Wasser im Winter nicht wie sonst in den Torfkanal weitergeleitet, sondern in unserem Boden versickern lassen haben. Damit wollten wir den Grundwasserstand anheben, was jedoch nur bedingt geklappt hat.

Worin liegt der „erhebliche finanzielle Aufwand“?

Primär in Personalkosten. In normalen Sommern mussten wir die Bäume zwei-, vielleicht dreimal wässern. Im vergangenen und diesem Jahr waren sieben bis acht Wässerungen notwendig. Dazu kommen ungewöhnlich viele Fällmaßnahmen und Neupflanzungen. Für all das braucht es ausreichend Personal.

Öffentliche Führung durch den Bürgerpark mit Parkdirektor Tim Großmann und Diplombiologin Birgitta Looden. 17 Uhr, Meierei

Inwieweit erhält der Bürgerpark Unterstützung durch die Stadt?

Letztes Jahr hat uns die freiwillige Feuerwehr unter die Arme gegriffen, die den Jungbäumen eine ordentliche „Dusche“ verpasst haben. In diesem Jahr waren derartige Maßnahmen noch nicht notwendig, aber wir gehen davon aus, dass sie uns im Notfall wieder helfen würde.

Bestehen Gefahren für die Besucher*innen?

Es gibt bei großer Hitze das Phänomen der Grünastbrüche. Diese Brüche sind tückisch, da man sie absolut nicht vorhersehen kann. Man geht davon aus, dass sie zustande kommen, weil die Hitze die Statik im lebenden Holz so verändert, dass die Äste schließlich unter der Last ihres Eigengewichts abbrechen. Besucher sollten sich aber keine all zu großen Sorgen machen. Die Astbrüche sind selten und bisher ist dabei kein Mensch zu Schaden gekommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen