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heute in bremen„Pflegenotstand wird sich verschärfen“

Annette Düring,58, Diplom-Pädagogin, ist seit 2009 DGB-Chefin der Region Bremen-Elbe-Weser.

Interview Benno Schirrmeister

taz: Frau Düring, der Bundesgesundheitsminister plant die Einrichtung von 13.000 Stellen in der Pflege – die Politik hat also offensichtlich den Pflegenotstand erkannt, oder?

Annette Düring: Ja – erkannt haben das Problem viele, aber lange noch nicht gebannt. Der Pflegenotstand ist schon sehr lange bekannt. Es fehlt eine konzertierte Aktion. Da reicht die Zusammenführung der Ausbildung Kranken- und Altenpflege nicht.

Wie viele Arbeitskräfte in der Pflege fehlen aktuell in Bremen?

Bis 2035 fehlen in Bremen 2.500 Pflegekräfte und dazu kommen noch 1300 Gesundheitshilfskräfte, Fachkräfte in der Altenpflege, Physio-,Ergotherapie, Hebammen. Der Pflegenotstand ist heute schon groß und wird sich weiter verschärfen. Viele arbeiten auf Teilzeit, weil die Arbeitsbedingungen so schlecht sind. Der Arbeitsmarkt ist schlichtweg leergefegt.

Das „Bremer Bündnis für mehr Krankenhauspersonal“ fordert einen ausreichenden Personalschlüssel im Bremischen Krankenhausgesetz – gibt es denn keine vorgeschriebene Mindestbesetzung in Krankenhäusern?

Noch nicht. Die Gesetzesvorhaben liegen auf dem Tisch. Darin sind Untergrenzen aber lediglich für einige Stationen, wie die Intensivstation geregelt. Blöd nur, wenn Sie auf einer Normalstation eingewiesen werden, denn da gibt es keine Personalbemessung. Das ist das Anliegen des Bündnisses: bessere Gesundheitsversorgung für alle!

Eine Ausbildung in der Pflege ist unattraktiv, selbst ausgeschriebene Stellen werden nicht besetzt – woher soll angesichts dessen das benötigte und geforderte Personal kommen?

Zukunftsperspektive 2030: Zwischen Pflegenotstand und gut versorgt? Abschlussdiskussion zum Pflege-Fachtag, 15.15 Uhr, Arbeitnehmerkammer

Gute Frage, die Antwort darauf ist nicht so einfach. Wir brauchen eine gesellschaftliche Anerkennung des Berufes, dazu gehört eine bessere Bezahlung, dazu gehören höhere Pflegesätze und bessere Arbeitsbedingungen und kein Minutensystem. Pflege unter ausschließlich betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist inhuman.

Was halten Sie von der Forderung Pflegender nach der Einrichtung einer Pflegekammer in Bremen?

Nix. Eine Pflegekammer löst nicht die Probleme der Pflegekräfte, wie tarifliche Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen, denn dazu ist sie nicht berechtigt.

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