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heute in bremen„Nur auf Bremen springt der Funke über“

Bernd Langer, 1960 geboren, ist Künstler und Autor, war seit 1977 Aktivist und ein Organisator der Göttinger Antifa (M). Sein neues Buch „Die Flamme der Revolution“ soll noch diesen Monat bei Unrast erscheinen,

Interview Benno Schirrmeister

taz: Herr Langer, warum interessieren Sie sich für die bewaffneten Aufstände in Deutschland ab 1918?

Bernd Langer: Die Revolution von 1918 und die folgenden Aufstände sind der Urknall für vieles in der Linken, der sozialistischen und sozialdemokratischen Bewegung, der bis heute nachwirkt – insbesondere für die weltweite Spaltung in Kommunistische Parteien mit revolutionärem Anspruch einerseits und eine reformistische Sozialdemokratie andererseits sowie die verhängnisvolle Entwicklung am Vorabend des Faschismus.

Wäre dieser Bruch nicht spätestens 1914 mit der Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten vollzogen?

Diese Vorgeschichte gehört dazu, doch erst mit dem Matrosenaufstand 1918 in Kiel realisiert sich Entscheidendes. Das hat nichts mit Parteien und Tagungen zu tun. Es ist eine spontane Volkserhebung welche den Krieg beendet und die Monarchie hinwegfegt. Im Übrigen weitgehend friedlich. Symbole sind die Rote Fahne und das umgedreht getragene Gewehr. Erst im Januar 1919 rollt dann eine Welle von bewaffneten Aufständen durch Deutschland.

Was ist das Ziel?

Das Ziel der Linken ist eine Räterepublik – also eine Durchdringung der Gesellschaft durch Räte anstelle einer staatlichen Zentralgewalt. Außerdem soll die Großindustrie sozialisiert sowie das Militär durch eine Miliz ersetzt werden. Räte sind der Trend der Zeit, hierbei spielt sicherlich die Novemberrevolution von 1917 in Russland eine Rolle. Allerdings bezieht sich nur ein Teil der revolutionären Bewegung darauf. Letztlich steht nicht genug Zeit zur Verfügung, um ein Rätemodell auszudiskutieren. Denn die SPD unter Friedrich Ebert will möglichst schnell stabile kapitalistische Verhältnisse herstellen, das heißt, eine Nationalversammlung, um Wahlen vorzubereiten.

Sie setzt sich damit durch, aber es kommt weiter zu Revolten?

Vortrag: Die Flamme der Revolution – Lesung und Diskussion: 19.30 Uhr , Gemeindezentrum Zion, Kornstraße 31

Im Januar 1919 geht von Berlin der Versuch einer zweiten Revolution aus. Revolutionäre Obleute aber auch der Rote Soldatenbund und ähnliche Gruppierungen führen die Bewegung an. Aber nur auf Bremen, einer Hochburg der Linksradikalen, springt der Funke über. Tatsächlich schaffen die für kurze Zeit die Geschicke zu bestimmen – um grandios zu scheitern, noch bevor die Freikorps einmarschieren.

Es kommt doch später auch noch zu Aufständen?

Mit der Abwehr des Kapp-Putsch 1920 entwickelt sich eine neue Welle bewaffneter Aufstände, hier steht dann das Ruhrgebiet im Mittelpunkt. Danach werden Parteien wie die KPD wichtig und der Einfluss der Bolschewiki. Die waren überzeugt, dass die Weltrevolution in Deutschland ihren Fortgang finden würde. Mit 1923, dem großen Krisenjahr mit Hyperinflation und Hungerrevolten, glaubt man in der Komintern-Zentrale in Russland, diese Stunde sei gekommen.

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