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heute in bremen„Gut und richtig über Fußball reden“

Ralf Lorenzen, 60, ist Journalist, Buchautor und Moderator.

Interview Benno Schirrmeister

taz: Herr Lorenzen, ist es überhaupt sinnvoll, über Fußball zu reden?

Ralf Lorenzen: Ja, unbedingt. Der Fußball-Diskurs hat längst Eingang gefunden in Literatur, Kunst und kluge Blogs. Aber es ist wie bei allen Diskursen: Es kommt drauf an, gut und richtig über Fußball zu reden.

Wie redet man denn gut und richtig über Fußball?

Ohne Selbstreflexion kann das nicht ablaufen, und dazu versuchen wir auch durch den taz Salon heute Abend beizutragen: Mir scheint es sinnvoll, sich die Frage zu stellen, was ist es, was ich am Fußball liebe, wie diese Leidenschaft entstanden ist, und wie sie sich vielleicht aus dem retten und gegen das verteidigen lässt, was weite Teile des Fußballs beherrscht.

Sportjournalistisch wird das Thema allerdings vorwiegend mithilfe von Gemeinplätzen bearbeitet.

Ja eben! Es gibt anspruchsvolle literarische Auseinandersetzungen mit Fußball. Aber in der Berichterstattung, dem Talk und dem Expertentum, die zumal im Fernsehen über Fußball ausgebreitet werden, findet sich von diesen Potenzialen nichts. Das ist nur gefälliges Zeug, das auf Beifall aus ist.

Und dem Geschäft dient?

Das soll Ball und Rubel am Rollen halten, klar.

taz.salon: Wohin mit der Liebe zum Fußball? Diskussion mit Susanne Amar, Tamara Dwenger, Björn Fecker und Fernando Guerrero. Es moderiert Ralf Lorenzen. Lagerhaus, 19.30 Uhr

Aber kann ein tiefschürfendes Gespräch übers Kicken die Kommerzialisierung stoppen?

Sicher nicht alleine. Aber es kann in die Wahrnehmung rücken, was es jenseits vom Kommerz gibt: Deswegen haben wir ja Tamara Dwenger eingeladen, die als HSV-Fan so frus­triert war, dass sie einen eigenen Verein gegründet hat, der jetzt in der Bezirksliga Nord spielt. Und auch local Hero Fernando Guerrero wird da sein, ein Pionier der Gründung der Wilden Liga in Bremen der heute als Wirt Fußball- und Kneipenkultur miteinander verbindet.

Ach ja, die war mal ein erstes Aufbäumen gegen den Fußball-Kapitalismus. Gibt’ s die noch?

Die gibt’s noch. Aber es stimmt, das Aufbäumen findet heute anders statt – etwa, wenn die Fans der unterschiedlichen Bundesliga-Vereine einen gemeinsamen Aktionstag ausrufen – um für den Erhalt der 50 + 1 Regel zu demonstrieren. Wo würde denn sonst in unserer Gesellschaft die Eigentumsfrage überhaupt diskutiert? Im Fußball ist es noch möglich, sie zu stellen – wenn auch über einen Umweg.

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