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heute in bremen„Irgendwann sagt der Körper stopp“

Karin Lambert (27, o.) undJana Acker (29) sind Expertinnen für Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Kaufmännische Krankenkasse KKH in Hannover.

Interview Alexander Diehl

taz: Frau Acker, Frau Lambert, wovon sprechen wir, wenn wir von „workaholics“ sprechen?

Karin Lambert: Von Menschen, bei denen sich sehr viel um die Arbeit dreht. Sie definieren sich stark über die Arbeit und das, was sie dort leisten. Und dementsprechend arbeiten sie dann auch überdurchschnittlich viel.

Jana Acker: Es hat etwas damit zu tun, wie wir uns definieren, worüber unser Selbstwertgefühl entsteht. Manche Menschen haben vielleicht als Kind gelernt: Nur wenn du etwas leistest, bist du auch etwas wert. Und das bringen sie später mit in die Arbeitswelt. Das Problem ist: Diese Menschen haben oft nur Kontakt zur Außenwelt; sind nach außen online, aber nach innen meistens offline – und merken nicht rechtzeitig, wenn es zu viel wird.

Welche Folgen hat das?

Lambert: Anfangs ist das oft gar nicht zu unterscheiden von so vielen anderen Sachen: Kopfschmerzen, Erschöpfung, Müdigkeit. Das wird oft unterschätzt, und man muss seinen eigenen Körper auch ganz gut kennen, um das zu bemerken. Kurzfristig geht das dann alles vielleicht, aber wir sprechen hier ja von lang anhaltenden Symptomen, auch mal über Jahre hinweg. Man verschiebt oder verschleppt sogar seine Erholungsphase. Und das kann sich dann in Herz-Kreislauf-Erkrankungen manifestieren oder anderen chronischen Beschwerden.

Acker: Kurzzeitig kann Stress ja durchaus positiv sein: Wir sind aufmerksamer, lernen besser. Aber wenn diese Stresshormone nicht abgebaut werden – durch Entspannung, Achtsamkeit oder auch Sport –, dann sind sie immer in zu hohem Maß im Körper vorhanden. Richtig problematisch ist es, wenn wir Bewältigungsstrategien wählen, die das noch verschärfen.

Zum Beispiel?

Ich kann nicht schlafen, also nehme ich etwas ein, das mich aufputscht – oder runterbringt. Auch gegen Schmerzen gibt es Mittel. Diese Anfangssymptome sind Alarmsignale. Werden die über lange Zeit missachtet, sagt der Körper irgendwann stopp.

Tag der Workaholics: Der informelle Feiertag wird – nach dem Vorbild des National Workaholics Day in den USA – jeweils am 5. Juli begangen: Am 5. Juli 1947 schrieb der kanadische Toronto Star von „Workaholics“; laut Oxford Dictionary war die früheste Verwendung dieses Wortes.

Wie groß ist das Problem?

Lambert: Wir haben unsere Versichertenzahlen ausgewertet und festgestellt, dass die Zahl der als Burnout bezeichneten Diagnosen innerhalb von zehn Jahren um fast 134 Prozent zugenommen hat; im Jahr 2016 waren rund 26.000 Versicherte betroffen.

Was tun? Muss das Individuum halt seine Einstellung ändern, oder sind nicht zum Beispiel auch die Arbeitgeber gefordert?

Lambert: Es ist eine Gemengelage. Dazu gehört auch, zu schauen. Wie sind die Strukturen? Wie steht es ums Betriebsklima? Sowohl der Arbeitgeber als auch jeder Einzelne kann etwas für sich tun. Prävention kann ein Bestandteil sein. Wir unterstützen Arbeitgeber bei der betrieblichen Gesundheitsförderung.

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