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heute in bremen„Das Kapital bleibt oft nicht im Land“

Foto: Büro Schuster

Hilma Mote, Soziologin aus Togo, ist Gründungsdirektorin des „Africa Labour Research and Education Institute“.

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Frau Mote, sind Investitionen in afrikanischen Staaten die bessere Entwicklungshilfe?

Hilma Mote: Beides ist wichtig. Entwicklungshilfe ist notwendig, so lange sie ein klar gestecktes Ziel verfolgt und zeitlich begrenzt ist. Die Frage ist, was zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt und da glaube ich, dass direkte lokale Investitionen besser sind. Sie können die Wirtschaft stärken und zu weiteren Investitionen vor Ort führen. Derzeit haben wir es aber vor allem mit ausländischen Investitionen zu tun, die auch negative Effekte haben.

Welche Nachteile sind damit verbunden?

Das Kapital bleibt oft nicht im Land, sondern fließt zum Großteil zurück in die entwickelten Länder. Die afrikanischen Regierungen gewähren den Unternehmen zu große Steuererleichterungen. Höheren Einkommen gehen vor allem an ausländische Fachkräfte. Dazu kommen oft niedrige Löhne für die lokalen Arbeiter, mit denen diese nicht einmal ihre Grundbedürfnisse decken können. Bergbau-Unternehmen schaffen immer weniger Jobs, weil alles zunehmend automatisiert wird. Es kommt zu Umweltzerstörungen und der Verdrängung von lokalen Firmen und auch Gemeinden. Die Leute verlieren ihr Land und ihren Lebensunterhalt und erhalten dafür keine ausreichende finanzielle Kompensation.

Was sollten afrikanische Regierungen tun?

Zweite Afrika-Konferenz zum Thema Investitionen und Entwicklung: 14.30 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5

Es ist wichtig, dass sie ihre Wirtschaft diversifizieren. Sie sollten weniger auf Landwirtschaft und Bergbau und etwa mehr auf erneuerbare Energien oder Tourismus setzen. Durch Hotelservice und Transportunternehmen entstehen Jobs vor Ort.

Bei der Entwicklung Afrikas diskutiert man in Europa derzeit vor allem die Bekämpfung von Fluchtursachen. Deutschland knüpft Entwicklungshilfe-Geld an Migrationsbekämpfung. Was halten Sie davon?

Es ist wichtig, dass Menschen bleiben, um ihre eigene Wirtschaft zu stärken. Aber Migration sollte ein grundlegendes Menschenrecht sein. Vor 150 Jahren haben sich Menschen auch innerhalb des afrikanischen Kontinents frei bewegt, es gab keine Grenzen. Und Europa braucht junge Einwanderer – aber sie sollten aus freiem Willen und nicht aus wirtschaftlicher oder ökologischer Not heraus migrieren müssen. Daher ist es so wichtig, dass die Regierungen sicherstellen, dass es eine nachhaltige Entwicklung und genug Jobs für junge Leute in Afrika gibt.

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